zueritipp

Montag, 25. August 2008

AUS AFRIKAS KLUBS

Das Theater-Spektakel hat eine Partyreihe aus dem Klub Helsinki eingeladen. Geboten wird viermal afrikanischer Pop mit je einem Livegast.

Von Hannes Grassegger

Die Spezies Europäer existiert in Afrika vor allem in zwei Ausprägungen: als Jäger oder Helfer. Doch spricht ein triftiger Grund dagegen, das Mutterland der Menschheit zur Safari oder zum Ausleben von Helfergefühlen zu bereisen. Und dieser Grund heisst Feiern. Ob Stile wie Hiplife aus Ghana oder Kwaito aus Kapstadt tanzbare Clubmusik sind, lässt sich derzeit am Theater-Spektakel überprüfen. Anlässlich des Schwerpunktthemas «Weltsüden» gibt es eine Reihe von vier Konzerten mit Musikern afrikanischer Herkunft, die eben keine gängige Weltmusik produzieren.

Die prekäre Aufgabe, dem Publikum des Theater-Spektakels die heissesten Trends aus den sehr heterogenen afrikanischen Musikwelten zu liefern, übertrug der afrikaerfahrene Festivalleiter Sandro Lunin dem Veranstalterteam von Motherland. Dessen Spezialisten präsentieren seit Anfang 2007 in einer erfolgreichen Partyreihe im Klub Helsinki urbane Musik des modernen Afrika. In Zusammenarbeit mit dem Münchner Label Outhere und der afrikanischen Diaspora sowie auf eigenen Reisen recherchiere man, was in Afrikas quirligen Metropolen gerade angesagt sei, erzählt Simon Grab von Motherland.

Am Theater-Spektakel werden Acts aus Kinshasa, Abidjan, Dar es Salaam und Lagos Stile wie das an Baile Funk und Salsa erinnernde Coupe Decalé oder ein Afrogrime genanntes Gemisch aus Grime und Weltmusik darbieten. Anschliessend legen DJs entsprechende Clubmusik auf. Empfohlen seien der 19-jährige Afrikan Boy aus Lagos und die Abidjanerin Nash. Das feurig über Coupe-Decalé-Rhythmen rappende Riot Girl wird mit ihren Tanzeinlagen allfällig anwesende Grosswildjäger erlegen und die Helfer zum Tanzen bringen.

Mittwoch, 30. Juli 2008

Das Banlieue im House

Mehdi ist ein netter Typ

Sogar Sarkozy sollte da mal zuhören. DJ Mehdi aus Paris versöhnt in seinem ganz eigenen French House das Banlieue mit dem Pariser Hi-Life.

von Hannes Grassegger

Noch tanzt alles den Ed Banger. Seit Mitte 2006 füllt eine zweite Generation French-Houser weltweit die Tanzflächen. Dahinter steht meist das Pariser Label Ed Banger. Manche Acts wie Justice und Uffie wurden zwar in kürzester Zeit zu Popsternchen, doch der Ruf der Banger zeigt Abnützungserscheinungen. Zu verwechselbar und einseitig sind die Releases, immer gleich Sound und Struktur. Nur das erste Signing Ed Bangers leuchtet weiter zwischen all den Sternschnuppen.
DJ Mehdi war davor und wird auch danach noch sein. Der 30-jährige hat Wurzeln im Asphalt der Pariser Strassen, Platinerfolge hinter sich und zu Ed Banger kam er nicht um endlich zur Szene zu gehören, sondern um gut zu feiern. Denn das macht ihn glücklich.

Anschwellende Gitarrensamples, donnernd gedoppelte Basskicks, kristallenes Sirren über pathetischen Streicherbögen, DJ Mehdi schreit es, nein er bombt es auf allen Frequenzen und mit allen tausend Filtern und Kompressoren die man im French House so benutzt: I’m a Lucky Boy. Ein glücklicher Junge guter Eltern, wie er in jedem Interview wiederholt. So nannte er seinen im Frühjahr 2007 erschienen Longplayer: Lucky Boy.
Betrachtet man das Artwork, liest man zwei Seiten Danksagungen. Neben Mehdis Eltern und Ehefrau Fafi, der Schwester Uffies sowie Labelboss Pedro Winter, findet man Dutzende alter Hiphopfreunde die er auf seinem langen Weg vom Pariser Banlieue zu den Partytempeln der Metropolen gewann.

Mit der bürgerlichen Vergangenheit seiner Labelkollegen hat Mehdi Favéris-Essadi nichts gemein. Wo er herkomme, sei nicht viel mit Wein und Luxus, meint er angesprochen auf seine Herkunft. 1977 geboren im nordwestlich gelegenen, industriell geprägten Pariser Vorort Gennevilliers, begann Favéris-Essadi Mitte der Neunziger als DJ und Produzent der Hiphopper von Different Teep und später Mafia K’1 Fry. Im Hiphop sammelte er Erfolg und Geld, doch versank die französische Rapszene ab dem Ende des Jahrzehnts in düsterer Stagnation. Gefangen zwischen traurigen Melodien und bitteren Reimen fand der tunesischstämmige DJ wenig Freude.

Statt Frust in Hymnen über Stress im Getto abzubauen, sah er sich in tanzbaren Gefilden um. 1999 veröffentlichte er auf dem Label Espionnage unter dem Pseudonym The Cambridge Circus die Maxi „Wild Style“, mit der er seine Vision von Hiphop und French House Party präsentierte. Diese Fusion von Elektrobeats, melancholischen Samples, welche typisch für französischen Hiphop sind und pushenden Filterhouse Elementen mit an- und abschwellenden, funkig synkopierten Basslines sind seit jeher das Markenzeichen Mehdis. Seine Musik vereint die bourgeoise Pariser Partywelt mit der dunklen Sehnsucht der Banlieue. Daran biss sich Sarkozy bisher die Zähne aus. Bei DJ Mehdi aber wird es zur Party.

Donnerstag, 17. Juli 2008

Schmeissfliegen Sex Funk

Blowfly and his Jello Biafra Label Band

Blowfly, die „Schmeissfliege“, war der Name, den Clarence Reid von seiner Grossmutter bekam, als sie den Teenager erwischte wie er mal wieder „Shitting on the Dock of the Bay“ sang.
Im Miami der sechziger Jahren etablierte sich der 1946 geborene Reid bald als Songwriter, schrieb Funk- und Soulnummern, die es mitunter in die Charts schafften, und zeigte sich als braver Christ abstinent und rauchfrei.
Des Nachts aber nannte er sich Blowfly und rappte im Superhelden Glitzerkostüm lustige Sex-Bars wie 20 Jahre später 2 Live Crew oder Kool Keith. In Zürich, wo man sich gar an der Streetparade verkleidet um sich gehen zu lassen, lässt Blowfly im Konzert die Maske fallen und auch Clarence Reid auftreten. Weltpremiere. (hsg)

http://www.blowflymusic.com/
http://www.zueritipp.ch/dyn/musik/index.html?eid=312464&aid=911848

Donnerstag, 29. Mai 2008

MGMT Marketing Mix: Psychedelische Froehlichkeit

mgmt

„Richtiges Management ist für jeden Menschen erfolgsentscheidend, was immer er oder sie unter Erfolg versteht.“ schrieb 2006 der weltweit renommierte Führungsspezialist Edmund Malik. The Management, kurz MGMT, arbeiten mit einer Supertramp-Strategie aus Mitsingpop, Psychedeliceffekten und Boygroupappeal. 2008 lancierten MGMT - Firmensitz New York- ihr erstes Lifestyle-Produkt „Oracular Spectacular“ im Radio und bei Letterman. Goldwasser und Vanwyngarden, zwei Studienfreunde, schöpfen Synergien aus Surferspirit und Cyberkultur und sprechen jugendliche Hörer von Elektropop und Weird-Folk an. Zweifel an der Performance zerstreut das fünfköpfige Management-Liveteam u. a. mit dem fröhlichem Hit „Time to Pretend“. (hsg)

Montag, 19. Mai 2008

saubere sache

jimmy-edgar

Aus den musikalischen Bruchstücken seiner schmutzigen Heimatstadt Detroit formt Jimmy Edgar einen supersauberen Discosound, der schwer zu beschreiben, aber leichtfüssig und tanzbar ist.

Jimmy Edgar ist ein sauberer Typ aus einer schmutzigen Stadt. Einer Stadt voll Industriebrachen und leerstehenden Gebäuden, die sich immer mehr aufzulösen droht. Detroit, in das er 1983 hineingeboren wurde, sei ein «unentschiedener Ort», sagt Edgar, eine Stadt ohne richtiges Zentrum; Motorcity schon deshalb, weil man ständig im Auto zwischen den verschiedensten Plätzen unterwegs sei.

Ähnlich verstreut liegen auch seine musikalischen Pole der Motorcity. Detroit ist Heimat von Soul Labels wie Motown, Techno-Grössen wieKevin Saunderson und Juan Atkins oder des einflussreichen Hiphop-Produzenten Jay Dee.

Edgars Werdegang als Produzent elektronischer Musik gleicht einer Tour durch alle Winkel dieses postindustriellen Patchworks. Sein Sound sei Techno oder Minimal, schreiben die einen, andere sprechen von Old School Electro und Hiphop. Doch auch Jazz und R ’n’ B prägen Jimmy Edgars knapp ein Dutzend verschiedene Projekte.

Ähnlich unentschieden wie die Diskussion um Edgars Stilrichtung blieb auch seine labelmässige Verortung. Zuerst veröffentlichte er auf dem Hamburger Poker-Flat-Label, dann auf Isophlux, Miami. 2002 wechselte er zum experimentellenHiphop- und Post-IDM-Label M3rck, 2004 brachte er auf Warp eine EP heraus, auf welche zwei Jahre später sein Longplayer «Color Strip» folgte.

Edgar ist alles auf einmal, nebenher oder nacheinander. Er begann als Schlagzeuger, experimentierte mit alten Tapedecks, spielt Saxofon und erweist sich immer mehr als exzellenter Keyboarder. Darüber hinaus arbeitet er als Fotograf und Modedesigner. In seinem früheren Haus an der 8 Mile Street soll Edgar vier Schlafzimmer besessen haben.

motorcity

Doch Schlaf ist das letzte, das einem bei den superklaren, kühl-funkigen Discoklängen seiner neuesten, dieses Jahr unter dem Projektnamen Her Bad Habit erschienen EP in den Sinn kommt. Eher schon eine Fahrt im perfekt klimatisierten, zügig durch die Strassen Detroits rollenden «Knight-Rider»-Pontiac. Tatsächlich: Edgar ist auf dem Weg zu seinem schönen neuen House. Den produziert er mittlerweile in New York, wo er nun den Sound von Metro Area und Les Rhythmes Digitales, Dabrye und Egyptian Lover aus jener ästhetischen Distanz heraus vereint, die so typisch ist für alles, was der Modefanatiker bisher schuf. Zu dem, was der saubere Jimmy Edgar aus den Bruchstücken seiner schmutzigen Heimat formt, kann man in der Zukunft hier zu Lande erstmals tanzen.

http://www.zueritipp.ch/dyn/nightlife/index.html?eid=303854&aid=870100

Freitag, 9. Mai 2008

Finden, Ordnen und ein Ereignis draus machen.

Sissikontest

Eine Pfeife ist keine Pfeife sondern ein funky Drumstick behaupten die drei Musiker der Zürcher Band Sissikontest, wenn sie mit gefundenen und gebastelten Klangmaschinchen den elektronischen Popkosmos auffüllen. Ihr Tonmaterial wird live im Computer moduliert, dann von Marco Crosinas Gitarre attackiert und somit erläutert jeder Track die These der am Samstag endenden Gruppenausstellung Kristallisation, in der Michael Blättler (selber Teil von Sissikontest), Joelle Flumet und Reto Pulfer ihre Arten der Zweckentfremdung und Neuverordnung vorgefundener Materialien zeigten: Nicht die tumbe Materialität des Ereignisses hat Bedeutung, allein der vom Künstler geschaffene Kontext des Materials ist Geburtshelfer der Interpretation. Mancher pfeift drauf und kommt zum Tanzen. (hsg)

Sa 10.5, 20h Finissage und 21h Konzert, Galerie White Space, Militärstr. 76, 8004 Zürich

Mittwoch, 30. April 2008

Seine Feinde nennen ihn Joe

main man for every leftwinger

Der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph E. Stiglitz, ehemaliger Chefökonom Bill Clintons, gefeuerter Vizepräsident der Weltbank und Autor kritischer Werke zur Globalisierung, liest im Kaufleuten.

Von Hannes Grassegger

Joseph Stiglitz kennt die Räume, in denen aus Ideen Realitäten geschmiedet werden. Er bestimmte seit 1993 die Wirtschaftspolitik Clintons und ab 1997 die der Weltbank. Sein ökonomischer Rat entfaltete existenzielle Konsequenzen für Menschen, die seinen Namen nie gehört hatten und auf der anderen Seite des Erdballs lebten.

Stiglitz war Vizepräsident der Weltbank, als sich in Seattle 1999 die Stimme des Protestes gegen den vermeintlichen Wirtschaftsliberalismus lautstark erhob, und er sah seine Zweifel an der «ökonomisch unklugen Politik» des IWF bestätigt, die «einseitig den Interessen der Kapitalgeber diene». Im Jahre 2000 war er politisch nicht mehr tragbar. Er hatte den Internationalen Währungsfonds und damit indirekt die Weltbank öffentlich wiederholt schwer kritisiert. Die Ära Clinton war vorbei und Stiglitz musste dem Druck von ganz oben weichen. Er war auf der falschen Seite.

Die politische Welt der Ökonomen zerfällt in zwei Lager. Die Diskussion über den Sozialismus ist eingeschlafen, gestritten wird über die Rolle des Staates. Während die Marktliberalen aus Effizienzgründen für die Utopie einer Welt (fast) ohne Staat kämpfen, vertritt Stiglitz die Gegenseite und plädiert für staatliche Marktsteuerung. Exemplarisch dafür stehen zwei Buchtitel zur Globalisierungsdebatte, dem offenen Schlachtfeld dieses Streits. So erschien 2004 das umjubelte Werk «Why Globalization Works» des wirtschaftsliberalen Chefökonomen der «Financial Times», Martin Wolf; 2006 konterte der 36fache Ehrendoktor Stiglitz mit seinem aktuellen Werk «Making Globalization Work» («Die Chancen der Globalisierung», Siedler-Verlag).

Der Nobelpreisträger von 2001, heute Professor an der Columbia University in Manhattan, hat bereits vor Jahrzehnten die Möglichkeit eines Marktversagens theoretisch bewiesen. Basierend auf der Annahme ungleich verteilter Informationen widerlegte er theoretische Ergebnisse, die lange dazu benutzt wurden, unter anderem die «Interessenpolitik des IWF» zu legitimieren.

Der 1943 in der Stahlstadt Gary, Indiana, geborene, demokratisch geprägte Jude Joseph E. Stiglitz hat eine politische Mission. Zwar befürwortet er den Globalisierungsprozess als wohlfahrtsförderlich, doch weist er zugleich auf die Gefährdung des Gesamtprozesses hin, sollten die Verlierer der Veränderungen von den Gewinnern nicht ausreichend entschädigt werden. Diese Umverteilung benötige staatliche Eingriffe. Stiglitz erkennt bis heute nicht an, dass der freie Markt die Probleme der Globalisierung alleine lösen kann. Kenneth Rogoff, Direktor der Forschungsabteilung des IWF, erklärte «Joe» deswegen bei einem öffentlichen Shootout in der Weltbank im Jahre 2004 für geistig krank. Doch sowohl die in die Millionen gehenden Verkaufszahlen seiner Bücher wie auch der Umstand, dass er für seine Kritik geschasst wurde, haben den renitenten Forscher in seinem Anliegen nur noch mehr bestärkt.

In Zürich wird Joseph E. Stiglitz sein neues Buch präsentieren: die Konzepte eines der einflussreichsten lebenden Ökonomen, verständlich erklärt und gut gedacht, wenn auch bisweilen ein bisschen rechthaberisch. Reservation dringend empfohlen

Schwarz ist gut

Als die Garagerock-Legende Dead Moon unterging, entstand ein dunkler Stern am Lo-Fi-Himmel: die Nachfolgeband Pierced Arrows.

no-deady
Von Hannes Grassegger

Ganz knapp 20 Jahre lang warf die Garagerock-Institution Dead Moon trotzig Licht auf ihre weltweite Gemeinde. Devote Anbeter, nicht selten tätowiert mit dem Logo der Band, pilgerten zu ihren biergetränkten Konzerten. Doch nach dem abrupten Ausstieg des Drummers Andrew Loomis Ende 2006 nahm das Ehepaar Toody (Bass und Gesang) und Fred (Gitarre und Gesang) Cole eine Auszeit von den Verstärkern, die ihnen wahrhaft die Welt bedeutet hatten.

15 selbst produzierte Alben lang hatte das Trio aus Portland, Oregon, den Do-it-yourself-Mythos gepflegt. Einmal im Jahr schlossen die Coles ihre selbst gezimmerte Musikalienhandlung Tombstone Music und zogen hinaus in die Welt. Dort liess man dann im Schein einer in eine Whiskeyflasche gesteckten Kerze die Seele bluten, schrammte Power-Akkorde in drei Geschwindigkeiten (langsam, mittel, schnell) und sang von Knarren, Alkohol, Liebeskummer und der Farbe Schwarz.

Dieser treibende, folkbasierte Cowboysound mit den verzerrten Gitarren und dem spürbaren Punk-Einfluss wurde vor allem auf Vinyl veröffentlicht und brach zuerst in Europa treue Rockerherzen. Hymnen wie «D.O.A.» besangen die kalte Nacht, in der der American Dream geträumt wurde. Es ging um Schmerzen und Zusammenhalt, harte Arbeit und keinen Bock auf Autoritäten. Am besten verkauften sich Dead Moon T-Shirts.

Auch wenn Pearl Jam das Lied «It’s O.K.» coverten - Stars wurden Dead Moon nie. Fünf Monate nach Monduntergang holten sich die Coles den langhaarigen Sohn eines alten Kumpels an die Trommeln, probten sechsmal und gingen als Pierced Arrows wieder auf Tour. Fred Cole schreibt Songs wie früher. Einen nannte er «Black Rainbows». Alles black - alles gut.

Winterthur, Gaswerk, Untere Schöntalstr. 19
Sa. 3.5

Dienstag, 25. März 2008

Rock my Religion

Patti-Smith-for-Dan-Graham

„Zeit und Erfahrung haben mich auf eine Höhe gebracht, von welcher aus ich die Vergangenheit als Einheit verstehe“, zitierte der 1942 geborene Konzept- und Videokünstler Dan Graham einmal Mary Shelleys Sci-Fi "The Last Man". Entsprechend frei verbindet der New Yorker, was er als Popkultur betrachtet. Zwischen Patti Smiths religiösen Fantasien und Befreiungstänzen der obskuren, 1774 gegründeten Sekte der Shakers konstruiert Graham im 55-minütigem Video „Rock My Religion“ 1982-1984 eine verblüffende Geschichte der ekstatischen Befreiung. Beim Screening in Zürich wird Graham nicht nur anwesend sein und sich der Diskussion stellen, er wird sogar mit seinen Freunden vom DJ-Team Peter Fischli und David Weiss (sic!) die Tanzfläche befreien. Unter anderem mit Joan Osbournes „What if God were one of us?“ (hsg)

Stadionstimmung im Office

Grosse Gefühle, düstere Geisterwelten, Gänsehaut und Tanzfreude. Die Editors sind eine dunkle Pille, die man am besten an Konzerten schluckt.

Die Editors seien ein Medikament, schrieb einst die «Weltwoche». Doch Tom Smith, ihr Sänger singt beinahe nur über den Tod. Welche Krankheit will das Quartett aus Birmingham also kurieren? Ist es die krankhafte Sehnsucht nach Grösse, die man den Editors schon bei ihrem 2005 erschienenenDebüt «The Back Room» vorwarf? Die Platte drohte damals trotz rasch erreichtem Platin-Status samt Gitarrensirenen und pumpender Rhythmusgruppe in der Flut des so genannten Postpunk unterzugehen. Denn eine Menge Anbieter von Placebo bis Bloc Party experimentierten mit dem gleichenRezept aus wavigem Discorock und Pathos. Wessen Einflüsse sich so klar benennen lassen, der muss sich dem Vergleich stellen. Und wer ist schon auf Augenhöhe mit The Cure?

Doch die vier studierten Musiker kennen das Zaubermittel gegen stichelnde Kritiker. Live musst du wirksam sein, und deine Fans werden die Schmerzen lindern. Etwa 400 Konzerte gaben die Editors in den vergangenen drei Jahren und begeisterten mit Druck und Kompaktheit. Noch heute erinnert mancher sich an ihr Konzert 2005 im kleinen Abart. Auch die Editors selbst. Es sei grossartig gewesen, erzählt Bassist Russell Leetch. Doch: «Damals hatten wir nur eine Stunde Zeit, diesmal kommen wir mit eineinhalb Stunden Programm.» Gesund und zufrieden klingt er nach seinem zehnten Tourkonzert. Weitere siebzig stehen bevor.

therapeutische hallräume

Alles wird immer grösser für die Editors. Diesmal kommen sie ins Volkshaus, um die wuchtige Frontalromantik des neuen Albums «An End Has a Start» zu präsentieren. Produziert wurde der Düsterling von Jackknife Lee, dessen Hallräume und Breitbildästhetik auch schon den Klang von Coldplay oder U2 prägten. Seelenruhig wird man vom prägnanten Bariton Tom Smiths getragen, hört hinten Geisterchöre und vorne Mitsingmelodien. Das klingt auch in engen Büroräumen nach Stadionstimmung. Die düsteren Texte, das ist nicht unheilbare Verzweiflung, das ist Powerpop-Therapie in Dunkel. «Wenn du fällst und deinen Weg nicht mehr findest, streck deine Hand in die Luft, und ich werde rennen, nur um an deiner Seite zu sein», singt der hübsche Smith. Und live wird es eine Coverversion geben. Natürlich von The Cure.

Suche

 

Aktuelle Beiträge

Mein Buch: Das Kapital...
Unsere Daten müssen uns gehören. Diese einfache Idee...
hannes1 - 11. Jul, 10:25
Gerald Loeb Award for...
Incredibly honored. Infos here.
hannes1 - 4. Jul, 16:37
Hannes Grassegger - Economist
Hannes Grassegger Photo: Felix Grisebach Twitter:...
hannes1 - 26. Jun, 20:29
3sat "Kulturzeit"
"Opa hat keine Lösung" – Meine Kritik des neuen Jaron...
hannes1 - 6. Jun, 15:15
Events 2018
Here is my schedule for 2018. I am just starting...
hannes1 - 5. Jun, 23:10
Neue Publikationen 2018
Juni: - Das Kapital bin ich. Kein & Aber Verlag....
hannes1 - 4. Mai, 15:34

RSS Box

Status

Online seit 6727 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 1. Sep, 08:36

ABOUT & CONTACT
Abstrakt
akademische mitteilungen
AlJazeera
apparel resources India
ARTE
Arts Exhibitions
Auftritte
Beobachter
brand eins
Business Punk
Campus Verlag
Capital
CNN International
Das Magazin
Die Südostschweiz
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren