Vor knapp zwei Jahren, am Abend des 2. Mai 2015, blockierte eine Gruppe bulliger Männer die Langstrasse. Sie gehörten nicht zu den üblichen Störern. Es ging ihnen nicht um Politik, Fussball oder Hausbesetzungen. Zwei Drittel von ihnen waren nicht einmal in der Schweiz wohnhaft, wie die Polizei später herausfinden sollte. Nachdem die Männer schnellen Schrittes geschlossen zur Kreuzung Lang-/Hohlstrasse vorgedrungen waren, bauten sie sich wie ein Wall zwischen Kreisbüro und Aargauer Hof auf und sperrten zur besten Ausgehzeit die Strasse.
Die vordere Reihe ging in die Knie für ein Gruppenfoto.
Ein Anwohner filmte, wie die Gruppe danach die Strasse hochmarschierte. «A-HUU», riefen die Männer aus einer Kehle, «Son-da-me!». In den Nebenstrassen postierten sich Polizisten. An der Ecke Militärstrasse stiess die Horde dann auf Einsatzwagen. Die Polizei schoss mit Gummischrot. Die Gruppe löste sich auf. Personenkontrolle. Dann war der Spuk vorbei.
In den Tagen darauf war die Blitzattacke das grosse Thema in Zürich. Die Medien schrieben von «Rockerkrieg». Das Gruppenfoto wanderte von der Facebookseite einer weitgehend unbekannten Gruppierung namens «Sondame» in die Öffentlichkeit.
Ich wollte wissen: Wer war diese Gruppe? Warum blockierten sie die Langstrasse? Was war hier los?
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Anmerkung
Während der fast zweijährigen Recherche zu dieser Geschichte verstarb am 9. April 2016 Celal F., Vizepräsident der United Tribuns in Heidenheim, an den Folgen der Schüsse, die auf ihn und seinen Bruder abgegeben wurden. Sein Bruder überlebte schwer verletzt. Der Schütze, ein Mitglied der Black Jackets, wurde zu 13 Jahren Haft verurteilt. Am 25. Juni 2016 wurde in der Leipziger Eisenbahnstrasse der United-Tribuns-Anwärter Veysel A. erschossen, als seine Gruppe auf offener Strasse lokale Hells Angels attackierte. Zwei weitere Tribuns wurden verletzt. Der Leipziger Hells-Angels-Chef wurde kürzlich in Wien gefasst und nach Leipzig überstellt. Am 7. Oktober 2016 wurde im hessischen Giessen der lokale Hells-Angels-Präsident Aygün Muçuk erschossen aufgefunden. Muçuk führte ein türkisch geprägtes Chapter und war dadurch in Konflikt mit dem Frankfurter Chapter geraten. Die United Tribuns wurden zuletzt auffällig im Dezember, als unter ungeklärten Umständen Schüsse in der Zentrale in Sanski Most fielen, und jetzt im März, als eine Gruppe Tribuns in Heidenheim mit einer Kettensäge in einer Disco auftauchten.