Donnerstag, 27. Oktober 2011

DU Magazin - Miranda July

du.miranda

Miranda July und ich haben in Los Angeles die November Ausgabe des Du Magazins entworfen.

Miranda hat für "Du" alles gegeben. Das "Du" hat in dieser Ausgabe seine Mission, dem Künstler auf Augenhöhe nahe zu kommen erfüllt. Nirgendwo gibt es für Fans und Interessierte einen so umfassenden und fundierte Einblick in ihre Person. Der New Yorker und die New York Times - sonst ihre besten Freunde - werden feuerrot glühen vor Neid und Ehrfurcht.

+ Sie hat eine Kurzgeschichte verfasst
+ Sie hat ihr allererstes Buch (Miranda mit sieben) ausgegraben - und Freund Nieves hat eine Mini Edition draus gemacht
+ Diogenes spendete den ersten übersetzten Vorabdruck aus Mirandas kommendem Buch
+ Mirandas Freundeskreis hat mitgemacht, darunter Spike Jonze und Calvin Johnson

+ Bonus: Sogar Mirandas Eltern haben beigetragen.

Ergo: Miranda July zum Mitnehmen! Du Magazin Miranda July kaufen

Hier mein Lieblings Werk von Miranda July

The Hallway from The Hallway on Vimeo.

Montag, 17. Oktober 2011

Preparing my US reports

Back from the US, doing research in St. Louis, Los Angeles, New York I am finishing up some reports for Financial Times Germany, DU Magazine, Tages-Anzeiger Zürich and myself.

mountain

In California

Micah Currier

In Jersey with Micah for Financial Times Germany

Miranda 2

In Los Angeles with Miranda July for DU Magazine

bill

In St. Louis with Bill working on a great story

Occupy Wallstreet

In NYC at the Occupy Wallstreet demonstration Oct 5th, 2011

Roger

Bundschuh

Very proud of Roger Dirk Bundschuh's beautiful libertarian manifesto in Berlin Mitte, right across from Volksbühne. Check out his exhibition in Hamburg.

Montag, 26. September 2011

Doug

AItken-GR

Donnerstag, 15. September 2011

ECOPOP – EINE ZU EINFACHE FORMEL?

Von Hannes Grassegger

Ein Thema, das die Runde macht: Diesen April lancierte der in Winterthur ansässige Verein Ecopop eine Volksinitiative, die den Zusammenhang zwischen Umwelt (Ecologie) und Bevölkerung (Population) ins öffentliche Bewusstsein rücken soll. «Stopp der Überbevölkerung – zur Sicherung der natürlichen Lebens- grundlagen» heisst die Initiative und fordert eine Beschränkung der Nettozuwanderung in die Schweiz auf jährlich 0,2 Prozent der Bevölkerung sowie eine Verwendung von 10 Prozent der Entwicklungshilfeausgaben zur Förderung der freiwilligen Familienplanung durch Aufkläruung und besser zugängliche Verhütungsmittel in Entwicklungsländern.

Der nach eigenen Angaben 500 bis 600 Mitglieder zählende Verein sendet auf allen Kanälen. Ecopop Vorstandsmitglied Benno Büeler trat in der «Arena» auf und wurde in der Presse anschliessend als der «Grüne Messias» bezeichnet. Im selben Zuge wurde Ecopop mit seiner rechten Vergangenheit konfrontiert. Zudem schöpfen die Initianten kräftig aus dem Gedanken der wachstumskritischen Décroissance-Bewegung.

Die von allen Ecopop-Vertretern zitierte Formel:

Umweltbelastung =
Produkt aus Bevölkerungszahl X Pro-Kopf-Verbrauch


stammt noch aus dem Jargon der Vorgängerorganisation Nationale Aktion, blieb aber bis heute Grundlage der Ecopop-Weltsicht. Heutige Ecopop-Vertreter wie Büeler weisen allerdings die rechte Verortung von sich. Sie sehen sich als Tabubrecher, die das «heisse Eisen» Bevölkerungswachstum ausserhalb des politischen Links- rechts-Schemas anpackten.

In der Diskussion zu Ecopop aber wurde ein auffälliger Zusammenhang übersehen: die frappierende Ähnlichkeit der Ecopop-Ideen mit denen der Deep Ecology (Tiefenökologie), der philosophischen Grundlage radikaler Aktivisten wie Earth First und Sea Shepherd.

Auffällige Parallele zur Tiefenökologie

Der Deep-Ecology-Gründervater, der norwegische Philosoph Arne Naess (1912–2009), veröffentlichte den Aufsatz «The Shallow and the Deep» («Das Seichte und das Tiefe») im Jahr 1973. In einer Zeit, in der auch Paul Ehrlichs Buch «Die Bevölkerungsbombe» (1968) vor angeblich katastrophalen Folgen des Bevölkerungswachstums warnte. 1972 veröffentlichte der «Club of Rome» die dramatische Studie «Die Grenzen des Wachstums» und brachte die Idee «natürlicher Grenzen» wieder ins Spiel. Innerhalb eines Jahrhunderts würden "absolute Wachstumsgrenzen" erreicht, was zu einem Kollaps in der Form eines rasanten Bevölkerungsrückgangs oder Massensterbens führen würde. Oft zitieren Ecopop-Vertreter die letzteren Bücher.

Doch Arne Naess und seine Tiefenökologie scheinen bei Ecopop offiziell kein Thema zu sein. Auf Anfrage des Magazins Greenpeace verneinen die beiden Vorstandsmitglieder Sabine Wirth und Alec Gagneux, die Werke von Naess näher zu kennen. Der Zusammenhang zu Naess’ Tiefenökologie zeigt sich aber in leicht nachvollziehbaren Parallelen.

Philosoph Naess grenzt eine «tiefe» von einer «seichten» ökologischen Haltung ab: «Seicht» ist jene ökologische Perspektive, die den Menschen in den Mittelpunkt der Schöpfung stellt. «Tief» ist, was ihn als Teil eines Ökosystems sieht. Die seichte Ökologie kümmere sich nur um Wohlstand und Gesundheit der Menschen in entwickelten Ländern, statt ein «tiefes» Verständnis zu entwickeln, klagt Naess an.

Ganz anders die «tiefe» Ökologie» mit ihrer «Gesamtsicht»: Der Mensch ist Teil eines Biosystems, in welchem der Mensch prinzipiell die gleiche Wertigkeit hat wie jedes andere Element. Er geniesst also keine absolute Sonderstellung, ist nicht Herr der Schöpfung.

Gegen den Mensch als Mittelpunkt der Schöpfung

Deep Ecology wendet sich explizit gegen den Anthropozentrismus. Jedes Lebewesen, jede Spezies zählt für Naess moralisch gleich. Alles andere wäre schliesslich «Spezizismus».

Auch die Biodiversität habe einen Eigenwert an sich und darf laut Naess nur bei «vitalen Interessen» durch Menschen beschädigt werden. Interessant ist, dass bei Naess sogar die kulturelle Diversität ihren Eigenwert hat. Manche kulturelle Grenzen hält Naess für unüberbrückbar.

Von diesem «Pluralismus» ist es ein kleiner Schritt zur Vorstellung, dass verschiedene «tiefe» Ökosophien - definiert als Weisheiten des Haushalts - entstehen können. Jede tiefe Ökosophie ist für Naess eine «Philosophie ökologischer Harmonie oder Gleichgewichte».

Gleichgewicht, Diversität – im Kampf gegen die rapide Verschlechterung der ökologischen Situation könne eine Populationsminderung beim Menschen notwendig werden, wie Naess mehrfach fordert, «auch im Interesse der Menschen» selber.

Hier setzt Ecopop an. Naess selber hatte die politischen Möglichkeiten seiner Konzepte früh erkannt.

«Es gibt politische Potenziale in dieser Bewegung, die nicht übersehen werden sollten (...)», schreibt Naess 1973. Deep Ecology ist für ihn als «Pluralisten» lagerübergreifend von links nach rechts. Wichtig ist ihm auch lokale Autonomie als Form der Unabhängigkeit; der Fokus auf Lebensqualität statt auf «messbarem Lebensstandard». Wachstumskritik ahoi.

Naess’ Ausführungen zur Tiefenökologie, zur Diversität, werfen zwangsläufig Fragen zur Migration auf. Migration von Armen in reiche Länder aus wirtschaftlichen Gründen lehnt Naess ab: «Jede verantwortungsvolle ökologische Policy wird versuchen, diese abzuschrecken oder zu minimieren.» Naess bevorzugt Entwicklungshilfe vor Ort. Genau wie Ecopop.

Drastische Massnahmen

Und der Norweger dachte uber drastische Massnahmen der Geburtenkontrolle nach: In einem Text zu Populationsfragen liefert Naess Ansätze zur höheren Besteuerung von Eltern. Die Idee ist, Nachwuchs zu verhindern zum Zweck einer langfristigen Bevölkerungsabnahme. Kinder kosteten die Gemeinschaft «gleich viel oder mehr als alte Menschen», notiert der Philosoph. Er selbst starb mit 97.

Der Mythos vom vollen Boot

Nicht nur tauchen bei Ecopop Naess’ «zwei grosse Ziele» Reduktion des totalen Konsums und Reduktion der Bevölkerung zugunsten des Biosystems in der anfangs erwähnten Ecopop-Formel auf. Auch Ecopop verbreitet seit Jahren den Gedanken, dass Kinder einen Staat mehr kosten würden, als sie ihm brächten.

Ein Dunst von Eugenik und unwertem Leben schwebt über der «Philosophie». Naess – der inoffizielle Vordenker – sah sich an einem Punkt dann gezwungen, die Dinge in einem Aufsatz klarzustellen:

«Der antifaschistische Charakter der (...) Tiefen- ökologie-Bewegung» : Letztere messe jedem menschlichen Wesen den gleichen Wert bei und lasse sich nicht mit faschistischem, nationalistischem oder rassistischem Gedankengut vereinbaren.

Doch im selben Aufsatz anerkennt Naess den fundamentalen Bruch mit der Kernidee der Aufklärung: Die Kantsche Maxime, bekannt als die «goldene Regel», müsse für die Tiefenökologie erweitert werden. Aufgrund des Eigenwertes aller Wesen müsse sie lauten: «Kein lebendes Wesen sollte rein als Mittel zum Zweck benutzt wer- den.»

Klingt plausibel, bedeutet aber: Die Interessen des Menschen stehen in einem Tauschverhältnis zu denen anderer Lebewesen.

Genau dies hält Alec Gagneux, Ecopop-Vorstandsmitglied, für die Gemeinsamkeit innerhalb von Ecopop. Im Interview fordert er, dass die goldene Regel entsprechend erweitert werde. Anlässlich eines Vortrags in Zürich klopfte er sich nach einer langen Erörterung der aus dem Bevölkerungswachstum resultierenden Umweltprobleme erregt auf die Brust: «Die Philosophie vom Menschen im Mittelpunkt find ich eine Sauerei! Der Regenwurm denkt auch, er sei wichtiger als ich.»

Radikale Idee mit Integrationspotenzial?

Einer stimmt ihm laut zu: Walter Wobmann von den Schweizer Demokraten. Ein Ex-Grüner, der zur nationalistischen Partei wechselte, weil er dort die wahren Kämpfer gegen Globalisierung sah. Durch Zuwanderungsstopp wolle er die Heimat gegen eine multikulturelle Zukunft schützen, erzählte er einst. Wobmann verteilt Flugblätter, redet von «Überbevölkerung». Sein Fazit: Die Schweiz ist voll.

Trotz der nationalen Orientierung von Ecopop erklärt Sprecher Benno Büeler, dass ihm «langfristig die Massnahmen im Ausland wichtiger seien als eine Zuwanderungsbeschränkung». Es geht schliesslich um die ganze Welt als ein Biosystem. Und nicht nur in der Schweiz denkt man so. Der – liberale – amerikanische Globalisierungsanalytiker Thomas Friedman schrieb jüngst in der «New York Times» einen heftig diskutierten Beitrag unter dem so vielsagenden wie abschliessenden Titel: «Die Erde ist voll».

Montag, 12. September 2011

Die kommerziellste Kunstschule der Welt.

EIn Besuch in der vielleicht kommerziellsten Kunstschule der Welt. Hier sollen Studenten lernen, wie der Rubel rollt.

Von Hannes Grassegger

In der flackernden Hitze auf den Hügeln von Pasadena thront der schwarze Stahlkasten mit den riesigen Fenstern wie eine lange Brücke über einem ausgetrockneten Flussbett. Unten drückt der Smog auf Los Angeles. Oben beim Campus ist die Luft gut. Das Art Center College of Design gehört laut «US-News» und «Business Week» zu den amerikanischen Spitzenuniversitäten für Design und Kunst. Im Bereich Industriedesign ist es gar die Nummer eins, allen voran im Transportation Design. Ein Drittel aller amerikanischen Autos werden laut Schätzung der Schule von Art-Center-Absolventen gestaltet. Die Fahrzeuge aus «Tron» und «Blade Runner»; aber auch mancher Ferrari und Mercedes kommen von hier; der ehemalige Chefdesigner von BMW studierte am Art Center.

Bekannt wurde das College für seine Kriegsfotografen, es folgten die Autodesigner, dann kam 1976 das Filmdepartment. Regisseur Zach Snyder («300») oder Oscar-Gewinner Roger Avary (Co-Autor von «Pulp Fiction») lernten hier. Als erste Universität der USA lehrt es seit kurzem Filmen in 3-D. Wegen des Studiengangs Designmatters erhielt das Art Center 2003 die Anerkennung als Nichtregierungsorganisation NGO (siehe auch Interview nebenan).

«Transformers» als Vorbild

Nicht allein die Freude am Fortschritt, vielmehr der Erfolg vieler Absolventen zeichnet die Schule aus. Etwa 80 Prozent aller Art-Center-Filmabgänger finden innert eines Jahres einen Job in der Filmindustrie. Das ist erstaunlich. Und liegt an der Ausrichtung der Schule: Das Art Center ist die vielleicht kommerziellste Kunstschule der Welt. Hier sollen Künstler und Designer lernen, mit ihrer Passion Geld zu machen. Von Kunst und Kommerz als Gegensätze halten die Kalifornier nichts.

Im Filmdepartment nennt der hünenhafte Leiter Ross LaManna (u. a. Macher von «Rush Hour») lachend sein Erfolgskriterium: «Wenn es nicht auf 4000 Leinwänden läuft, dann frag dich mal, was du da tust.» Für LaManna ist Regisseur Michael Bay ein Vorbild. Der Art-Center-Absolvent Bay gewann zwar 2010 gleich drei Goldene Erdbeeren (unter anderem für die schlechteste Regie) für seinen zweiten «Transformers»-Streifen, spielte damit aber mit über 800 Millionen Dollar einen der grössten Erfolge der Filmgeschichte ein.

«Sieben der zehn Finalisten des nationalen Werbefilm-Awards 2011 waren Art-Center-Schüler. Wir sind voll kommerziell. Unsere Leute sollen starke visuelle Erzähler sein», sagt LaManna. Derzeit lernen 90 Bachelor- und 50 Master-Studenten bei 32 Lehrkräften. Die meisten unterrichten Teilzeit, da LaManna nur Praktiker aus grossen Hollywood-Produktionen lehren lässt.

LaMannas Konzept gleicht dem aller Art-Center-Departments: loslegen, Skripte schreiben, arbeiten, wie wenn es echt wäre, wenig Theorie, dafür sofort im hauseigenen Studio drehen. Sommerferien gibt es nicht, statt wie anderswo zwei Semester pro Jahr gibt es hier drei Trimester zu je 14 Wochen. Zusätzlich gibt es Kurse zur Vermarktung. «Unsere Pitching-Klasse lässt den Leuten das Blut in den Adern gefrieren. Da lade ich bekannte Produzenten ein, deren Aufmerksamkeit die Schüler gewinnen sollen. Die Produzenten telefonieren mitten im Screening, essen, gehen raus. Wie echt.» Nach dem Abschluss sollen die Absolventen loslegen können. Zum Curriculum gehören auch Praktika, am besten bei den bekanntesten Leuten, die LaManna auftreiben kann. «Wir sind bei Hollywood. Ich ruf da einfach an.»

Jeder Vierte wird abgelehnt

Auch Laurence Dreiband, Leiter der Fakultät Bildende Kunst, hält den Begriff Applied Art hoch: zwei Drittel praktische Ausbildung im Studio, ein Drittel Know-how, Netzwerk, Assistenzen. Er bietet Pflichtkurse zum Umgang mit Galerien, zu Urheberrechten und zur Lagerung der Werke. Darüber hinaus helfe man, künstlerische Fähigkeiten zu fördern, die ein alternatives Einkommen zur Subventionierung des Kunstschaffens bieten könnten. Es gelte Wissen zu transferieren. «Manche assistieren mit geschultem Auge drei Monate beim Film, statt im Café auszuhelfen. Anschliessend haben sie Zeit und Geld für ihre Kunst.» Dreiband erklärt die praktische Ausrichtung des College mit der Verwurzelung in der Wirtschaftskrise der 1930er, der Gründungszeit des Art Centers: «Damals ging es für Künstler ums Überleben.»

Die Ausbildung kostet aktuell 16 296 Dollar pro Term. Das macht für ein Bachelor-Studium etwa 111 000 Franken. Das American Film Institute, derzeit beste Filmschule weltweit, verlangt 72 000 Franken. Auch wenn 80 Prozent der Studenten Zuschüsse erhalten - viele überlegen sich die Investition lange. Die meisten ArtCenter-Studenten sind Mitte zwanzig und haben bereits eine Ausbildung hinter sich. In langen Vorgesprächen, oft über mehrer Monate wird versucht herauszufinden, ob das Art Center der richtige Ort ist. Erst im Anschluss folgt ein formelles Bewerbungsverfahren. Bei dem im vergangenen Jahr 26 Prozent abgelehnt wurden.


Zum Thema: Studiengang Designmatters am Art Center Pasadena

Wie man als Designer in soziale Berufe kommt.

Ein Studiengang, der das Art Center in Pasadena zur weltweit ersten Designschule mit offizieller Anerkennung als Nichtregierungsorganisation durch die UN werden liess.



Mit Studiengangsleiterin Mariana Amatullo sprach Hannes Grassegger

Was ist Designmatters?
Das ist eine Bachelor-Studienvertiefung und ein Department am Art Center Pasadena. Wir nutzen den praktischen Ansatz des College, um die Studenten an der Lösung echter Probleme zu beteiligen.

Um was für Probleme geht es?
Wir befassen uns mit Gesundheitsfragen, nachhaltiger Entwicklung, sozialem Unternehmertum und Ähnlichem. Es kommen Probleme aus Wirtschaft, Technik, Anthropologie zusammen. Die Arbeit der Studierenden ist sehr interdisziplinär.

Wie kommen Sie zu den Aufträgen?
Institutionen und Projekte kontaktieren uns mit Problemstellungen und Ideen. Wenn etwas lehrreich für die Studenten ist und gleichzeitig echte soziale Auswirkungen in grösserem Massstab haben kann, bringen wir das als Aufgabe für die Studenten ein.

Wie sehen solche Arbeiten konkret aus, was bewirken sie?
In Chile beispielsweise haben zwölf Studenten für Slumbewohner vor Ort Methoden entwickelt, die ihnen einen würdigeren und hygienischeren Umgang mit Wasser erlauben. Das waren Tretpumpen, um sich zu duschen, Halterungen für Spülbecken, ein Infosystem, um die vielfältigen Lösungen, die Leute erfunden hatten, zu verbreiten und zu archivieren. Und eine Gemeinschaftswaschküche, die als soziales Zentrum funktioniert. Nach dem Erdbeben hat Unilever zusammen mit uns und der chilenischen Regierung zehn solcher Waschzentren installiert. Alle profitieren. Ein Private-Public-Partnership.

Ihre Schule ist eine Nichtregierungsorganisation, eine NGO. Was bedeutet das für die Studenten?
Wir sind als einzige amerikanische Designschule seit 2003 bei der UNO und anderen überstaatlichen Organisationen als NGO registriert. Das bringt uns Glaubwürdigkeit und ermöglicht unseren Studenten, an spannenden Projekten teilzunehmen. Sie können leichter in Organisationen einsteigen, um dort Praktika und Jobs zu finden. Unser Netzwerk ist in all den Jahren gewachsen. Wir können damit Designern einen Weg in den sozialen Bereich zeigen.

Was sind die neuesten Themen?
Wir haben im Mediendesign-Department den neuen Kurs «Media Design Matters» angesetzt. Dort geht es beispielsweise um das Entwickeln von sozialen Netzwerkansätzen, um Wandel zu ermöglichen. So, wie kürzlich Facebook und Twitter in der arabischen Welt eingesetzt wurden.

Zur Person:
Mariana Amatullo

Die Designmatters- Studiengangleiterin hat am Art Center Pasadena einen weltweit einzigartigen Studienansatz mitaufgebaut.

Freitag, 19. August 2011

Die Macht der Worte

Von Hannes Grassegger

In der aktuellen Wirtschaftslage tritt ein paradoxes Element der Marktwirtschaft zutage: die selbsterfüllende Prophezeiung. Eine Idee wird zur Realität, unabhängig vom Wahrheitsgehalt, allein durch den Glauben der Marktakteure. So stürzte der Wert der französischen Grossbank Société Générale vergangene Woche trotz guter Ergebnisse zwischenzeitlich um fast ein Viertel ab. Das englische Boulevardblatt «Mail on Sunday» hatte ein unfundiertes Gerücht über deren lamentablen Zustand abgedruckt. Bei Anlegern ging die Nachricht von Blackberry zu Blackberry, global in das Portfolio - woraufhin der Kurs der Bank sank. Wir seien in einer neuen Welt, sagen Händler, Forscher und Politiker. In einer Welt, in der alles sich neu arrangiere, in der alles, was früher als sicher galt, wie US-Staatsanleihen, plötzlich angezweifelt wird.

Auch auf staatlicher Seite, wo derzeit wegen hoher Schulden und erschöpfter Notenbanken die realen Mittel aufgebraucht scheinen, sind es die Worte, die zählen. Ein Beispiel aus der Schweiz ist der Frankenkurs. Die Politik wusste nicht, was tun, da gab die Nationalbank ein Interview. Resultat: «Schweizer Machtwort zum Franken», titelte die Financial Times Deutschland am Freitag, «eine Zentralbank macht nur eine kleine Andeutung, und prompt reagieren die Märkte wie gewünscht.» Der Kurs des Euro stieg um fast zehn Prozent im Verhältnis zum Franken. Fazit: Das Mittel der Verbalintervention ist zum wirkungsvollen Bestandteil des geldpolitischen Instrumentariums geworden.

Schriftsteller an die Macht

Gespannt warten wir in Anbetracht der allgemeinen Unsicherheit auf die weiteren Prophezeiungen von Autoritäten. Draussen in der Welt machen Gerüchte eines Double Dips, eines zweiten Abschwungs die Runde. Worte werden mitbestimmen, ob wir tatsächlich hineinfallen. Ein Blick auf die weltweit grundsätzlich blühende Realwirtschaft - China ist nach wie vor kraftvoll, sogar die USA verzeichnen Wachstum - zeigt: gut möglich, dass wir nicht hineinfallen. Doch warten wir auf die Worte, die dazu folgen. Sie zählen derzeit mehr als Taten. Vielleicht ist es Zeit, dass Schriftsteller die Wirtschaft in die Hand nehmen.

Samstag, 6. August 2011

Die unheimliche Macht

Tages-Anzeiger Grassegger

Der Präsident der USA, des mächtigsten Landes der Welt, hat ein Problem. Er regiert nicht mehr. Er wird regiert. Auch wenn die Zahlungsunfähigkeit der Vereinigten Staaten wohl in letzter Minute abgewendet wird, so bleibt er ein Getriebener.

Hannes Grassegger

Was Barack Obama fürchtet, sind die Ratings, wie er am 25. Juli in einer Rede an die Nation erklärte: «Zum ersten Mal in der Geschichte unseres Landes könnte uns die Topnote AAA abgesprochen werden.» Dadurch würden die Investoren weltweit verunsichert, ob die USA weiterhin eine gute Anlage seien. Die Angst kommt nicht von ungefähr: Die grossen Rating-Agenturen hatten mit einer nachträglichen Herabstufung der USA gedroht, wenn der Staatsbankrott zwar abgewendet, aber Obamas Lösung in ihren Augen «nicht nachhaltig» sei. Nun warten alle auf ihr Urteil.

Staaten wie Schüler benotet

Die Ratings, die für Obama zählen, werden von den drei führenden Agenturen ausgesprochen: Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch. Sie bewerten die Fähigkeit, Schulden bezahlen zu können. Wie bei Schulnoten werden alle Leistungen von den Agenturen zu einem Wert zusammengefasst. Das höchste Rating ist Triple A, also AAA. Es bedeutet uneingeschränktes Vertrauen – das genoss die Wirtschaftsmacht Nummer 1 seit je.

Auf dessen Basis liehen selbst die risikoscheusten Geldgeber weltweit der USA Mittel. Solche Investoren – Pensionskassen, Versicherungen oder Banken – folgen den Rating-Agenturen. Oft dürfen sie nur in mit Triple A benotete Anlagen investieren. Verliert ein Kreditnehmer die Höchstnote AAA, müssen sie ihre Gelder abziehen. Das kann für den betroffenen Schuldner zu aufwendiger Kreditsuche, zu immer höheren Zinsen – und in einen Teufelskreis führen.

Wenig transparente Kriterien

Welche Lösung der US-Schuldenkrise «nachhaltig» wäre, entscheiden die Rating-Agenturen aufgrund wenig transparenter Richtlinien. Selbst wenn ihre Note aufgrund fehlerhafter Annahmen ausgesprochen würde, könnte ein negatives Rating wegen der beschriebenen Konsequenzen, das heisst dem Abzug institutioneller Anleger, eine selbst erfüllende Prophezeiung werden, wie eine aktuelle Studie der Hochschule St. Gallen (HSG) bestätigt.

Können die Rating-Agenturen einen so komplexen Staatshaushalt wie jenen der USA, ein Geflecht von Millionen von Verträgen, überhaupt auf eine Note reduzieren? Das bezweifeln laut dem US-Politmagazin «Politico» nicht nur amerikanische Politiker – das bezweifeln auch die Profis an der Wallstreet und die Wissenschaftler der HSG.

Sie haben Grund dazu. Schon vor der Finanzkrise 2007 irrten sich die Rating-Agenturen gewaltig. Ihre Triple-AAA-Bewertungen für später als «toxisch» und wertlos erkannte Schuldverschreibungen (CDO) waren Mitursache des Investmentbooms und der folgenden Geldvernichtung, welche mittelbar die heutigen Staatskrisen verursachte. Während damals Schrottpapiere überbewertet wurden, so werden heute Staaten unterbewertet, klagen die Staatschefs im Euroraum. Und das tun sie laut der HSG-Studie zu Recht. Aber Jammern hilft nicht gegen die Staatsverschuldung. Regierungen in Krisenländern wie Portugal, Irland, Griechenland und Spanien müssen brutale Sparprogramme durchsetzen, um gute Ratings zu erhalten.

Statt den Bewertungen der Rating-Agenturen zu folgen, wettete der skeptische Investor Steve Eisman vor der Finanzkrise 2007 gegen die CDO – und machte so ein Vermögen. Der Einzelgänger hatte sich dazu entschlossen, nachdem er Rating-Agentur-Mitarbeiter näher kennen gelernt hatte. «Die Jungs waren Nobodys», erinnerte er sich in einem Interview, das im Buch «The Big Short» nachzulesen ist. «Sie trugen billige blaue Anzüge mit zu gut passenden Krawatten. Sie waren schlecht bezahlt. Wer das Zeug dazu hat, geht an die Wallstreet.»

Allmächtige Agenturen

Eisman horchte die Rating-Profis aus und erkannte, dass sie blind fehlerhaften Modellen vertrauten. «Sie handelten, ohne gross nachzudenken.» Und sein Investmentpartner bemerkte: «Im Geschäft waren mehr Idioten als Betrüger. Aber die Betrüger waren oben. Und die Rating-Agenturen waren so weit unten wie überhaupt möglich.» Er hielt sie für Idioten. Aber, so Eisman: «Die Leute hatten zusammen mehr Macht als irgendjemand sonst im Anleihenmarkt.»

Weil die Entscheidungen von Millionen Investoren, die Entscheidungen von Regierungen und sogar des Präsidenten der USA von den Rating-Agenturen geleitet werden, besitzen sie eine unheimliche Macht. Glaubt man Eisman, wird die Welt von Idioten regiert. Und das auch weiterhin.

Montag, 20. Juni 2011

Ins Gefängnisgelände eingebrochen. Rumgesprüht.

Graffiti Gefängnis Zürich
Foto: Goran Basic

Graffitiattacke auf Gefängnis. Am vergangenen Wochenende wurde das Gefängnis der Kantonalpolizei mit einem meterhohen Graffiti versehen: 5 Sterne Hotel.

Hannes Grassegger

Das Graffiti an der Gefängniswand zeigte fünf riesige gelbe Sterne, daneben das Wort: "Hotel". Angebracht wurde es am provisorischen Polizeigefängnis auf der Kasernenwiese in der Nacht von Samstag auf Sonntag 19.Juni.

Wie konnten die Täter in das ans Gefängnis angrenzende Gelände eindringen, ohne erwischt zu werden?

Martin Sorg, Sprecher der Kantonspolizei, erklärt, unbekannte Täter hätte in der Nacht den „ganz normalen Zaun“ überwunden, dann das Graffiti auf der Aussenmauer angebracht. Der das Gelände umgrenzende Zaun sei nicht mit einer Alarmanlage gesichert. Der genaue Tatzeitpunkt sei nicht bekannt, der Vorfall sei später entdeckt worden. Schaden: einige Tausend Franken.

Die wohl mit farbgefüllten Feuerlöschern aufgetragenen, mehrere Meter hohen Sterne wurden nach Entdeckung notdürftig entfernt, ein Loch im Zaun am Sonntag repariert.

Hat die Polizei die Sicherheit des Gefängnisses im Griff? Und was war das Motiv? Sprayer-Ruhm lässt sich aus der Tat nicht ziehen, denn es wurde kein Crew-Name angebracht. Gegen einen Hintergrund aus dem politischen Milieu spricht die Sprüh-Technik, die eher „Bomber“ nutzen. Für einen Jux ist die Tat zu riskant.

Zu den Motiven will Martin Sorg keine Vermutungen anstellen. Er erklärt, die Täter seien „keineswegs in das Gefängnis eingebrochen“, sondern wären in „etwas wie ein umzäuntes Firmengelände eingedrungen.“ Es werde wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung ermittelt.
Die Sicherheit des Gefängnisses sei nie gefährdet gewesen. An ein ähnliches Eindringen auf das nichtöffentliche Gelände könne Sorg sich nicht erinnern. Manchmal fänden Farbattacken mit Farbbeuteln statt.

Das Gefängnis ist seit 1995 ein Provisorium und soll 2011 geschlossen werden.


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