lieder wie comics

Schrummelgitarre statt Gettorap. Jeffrey Lewis aus New York schenkt dem Storytelling eine neue Heimat.
Von Hannes Grassegger
Zürcher wissen es. Das El Lokal ist eine Insel an der Sihl, bewohnt von Einheimischen mit einer eigenen Religion und seltsamen Riten. Zwei Götter werden hier verehrt, Fussball und Musik. Obwohl weithin gerühmt als gastfreundliches Volk - oft vergass man Konzerte mitzuteilen, einige verheimlichte man bewusst. Mancher Musikgott fand so nur eine Handvoll beseelter Insulaner vor.
Am 25. Juni wird das anders. Der 32-jährige New Yorker Folkbruder Jeffrey Lewis kommtbereits zum zweiten Mal, um auf dem Boden von Punk und Folk sein Innenleben auszubreiten. Kaum jemand bringt seine Gedanken direkter aufs Papier. Textlich und musikalisch vereint Lewis New Yorker Zynismus mit verträumter Naivität. Eine Lou-Reed-artige Stimme, dazu Gitarren, Schlagzeug und Bass - mal klingt es wie Woody Guthrie selig, mal wird härter in die Stahlsaiten gegriffen. Adam Green mit mehr Biss, öfter muss man auch an Dylan denken, wenn Jeffrey Lewis sein Versagen bitter belächelt.
Lewis kommt aus dem Umfeld des Sidewalk Cafes, Heimat von Adam Greens Ex-Band Moldy Peaches. Diese hatte ihn zum Label Rough Trade gebracht. Er entwarf dafür ihr Artwork, denn ursprünglich war der Gitarrist Comiczeichner. Skurril wie seine Comics ist auch sein Storytelling. Im Song «Williamsburg Will Oldham Horror» trifft Lewis im Zug sein Idol Bonnie Prince Billy - und macht alles falsch. So falsch, dass er ein grauenhaftes Ende findet. Im El Lokal kann man nun gemeinsam dafür beten, dass alles wieder gut kommt.
hannes1 - 21. Jun, 21:44