Dienstag, 31. Juli 2012

Book Release

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I feel honored to have contributed to Markus Miessen's recent publication "Albtraum Partizipation" published in Merve Verlag. Miessen and I just met by coincidence in Los Angeles in September 2011 having visited Family bookstore.. Later on, on May 1st 2012 in Berlin we wrote a sceptical essay on participatory approaches which ended up in Die Zeit. And the same draft we wrote now is the foreword to his german version of the The Nightmare of Participation (Sternberg Books). You can buy the book right here.

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Mittwoch, 8. Februar 2012

Reportagen: Banker unter Tage

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Ein Superboom verändert Australiens Gesellschaft. Sieht so die Zukunft der westlichen Welt im asiatischen Jahrhundert aus? Ausschnitte aus meiner Reportage.

Von Hannes Grassegger, Kalgoorlie

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Im Donga ist es dunkel, aber Sammy wird jedes Mal durch das Prasseln der Pisse seines Nachbarn geweckt. Der geht jetzt ins Bett. Die Wände der Wohncontainer sind dünn. Halb Fünf. Vom Nachbarn kennt er eigentlich nur das Pissgeräusch. Und das Porngeräusch. Bald ist Schichtbeginn. „Guten Morgen Herr Ingenieur“ flüstert Sammy sich zu, „bald ist’s vorbei.“

Die Klimaanlage über dem Bett rauscht. Finger über die Schreibtischfläche gleiten lassen im Rausgehen. Nur ein bisschen roter Staub. Über die Rasenfläche ins Fitnesscenter. Halb in Trance. Es ist noch dunkel. Jeden Tag die gleichen Fressen. Axe Deo. Männerfüsse. Aber man selber ist ja nicht besser. Stimmt’s Sammy? Dusche. Leuchtendgelbe Schutzkleidung an. Stahlkappenschuhe. Helm. Schutzbrille.

Wenn man raus in den Dreck muss, wird’s lästig. 18 Grad im tiefgekühlten Admin Office. Dann rüber zum 4WD, 38 Grad. Eigentlich ganz warme, angenehm trockene Luft. Aber die Fliegen kriechen über die Lippen, in die Ohren, in die Nase. Im Auto wieder Tiefkühler. Über die Schotterpisten. Ganz vorsichtig fahren. Nirgendwo gibt’s so strenge Verkehrsregeln wie hier. Der Funk läuft durchgehend. Man hört jeden. Jede Aktion muss angemeldet werden. Alles wird doppelt und dreifach überwacht. Jeder weiss hier was der andere tut. Wir sind alle eins hier.

30 Minuten Mittagspause. Snack reinschieben am Parkplatz. Open Pit, die Sonne scheint, wirft Streiflicht im Staub. Die können noch so viel wässern mit ihren Trucks, es geht doch immer dieser feine rote Staub in die Luft. Punkt zwölf die Explosionen. Dann kommen die Bagger. Zurück ins Office, Proben anschauen. Risk Assessment. Felsstürze. Neuen Strassen auffahren, neuen Risikoplan anfertigen. Irgendjemand muss den Überblick bewahren.


Perth

Zurückkommen vom Schichtbetrieb, Fly In - Fly Out, endlich raus aus den Wellblech-Wohncontainern, ab unter die Leute, eine Woche um 4000, 6000, 8000 Dollar rauszuhauen. Erste Station: am Swan River auf die Holzplanken ins «Lucky Shag» – deutsch: Glücklicher Fick. Hier sind kleine Flat Screens in der Wand über den Pissoirs eingelassen damit man die Pferderennen nicht verpasst, so schick ist das. Bier? Neun Dollar. Hier treffen die Perther Ladys mit den ballkleidartigen Satin-Fetzen die kurzhaarigen Stiernacken mit den kräftigen Oberkörpern. In engen Van Dutch Shirts.

Miner essen grosse Burger, Krabben und fleischige „Caesar“ Salate. Runden werden geschmissen. Paddy aus Irland raucht eine Zigarette – Schachtel 15 Dollar – und mag es, dass er sich jetzt alles leisten kann. „Ich mein alles. Wenn ich einen Banker sehe, weiss ich, ich hab genauso viel Cash wie er. Wenn ich ein Steak sehe und das kostet 130 Dollar, dann sag ich fuck yeah. Ich geh nach Bali, Thailand, fucking Europa wenn ich sieben Tage frei habe. Zehn Jahre Mine und du hast alles. Du sagst deiner Frau: ich kann mir in der Stadt sechs Tage die Woche den Arsch abarbeiten und es bringt uns nirgendwohin. Oder ich geh zehn Jahre Up North und dann haben wir alles was wir wollen. End of Story.“

Paddy tätschelt Fiona in Rosaseide am Hintern. „Ich habe ein viel sozialeres Leben als vorher, als Arbeiter. Facebook in der Mine? Fuck it. Porn und Youtube!“ Sein Kumpel Fred, der auch aus Irland kam um Geld zu machen, nickt, schaut mir in die Augen und sagt Minen seien nix für Schwuchteln. Dann streicht er sich über die Glatze, streckt den Oberkörper durch, Daumen in die Gürtelschleifen, auf den Fussspitzen wippen. Die meisten Miner sind Singles.

Sydney

Für Paul Cleary ist dieses Land krank. Der Sonnenschein von Perth liegt 3300 km westlich. Es ist seit Wochen regnerisch in Sydney, der Sommer droht auszufallen. Alle fragen sich, ob das denn jetzt der Klimawandel sei. Niemand scheint wirklich gute Laune zu haben.

Der Endvierziger mit dem schütteren Haar und dem trotzig vorgestreckten Kinn sitzt am Kaffeetisch vor dem gregorianisch gehaltenem Customs Hauses und hadert mit der viel zu lauten Hintergrundmusik. Vor ihm laufen chinesische Touristenpärchen freudig in Richtung der nahegelegenen Oper. Hinter ihm, über dem Eingang des Custom House steht „Honi soit qui mal y pense“. Innen im Customs Haus liegt Sydneys Stadtbücherei und darin steht auch Clearys aktuelles Buch „Too Much Luck“ über den Minenboom und Australiens Zukunft.

Paul Cleary ist einer der profiliertesten Journalisten des Landes, ein publizistisches Schwergewicht. In den 1990ern verhinderte der junge Politikkorrespondent fast im Alleingang eine unsozial konzipierte Mehrwertsteuer. Dann ging der studierte Entwicklungsökonom nach Ost Timor um den Aufbau des unabhängig gewordenen rohstoffreichen Landes als Berater zu unterstützen. 2006 kehrte er in seine vorderhand blühende Heimat zurück und erschrak.

weiter in der aktuellen Ausgabe von REPORTAGEN

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In den Kohlegruben, den Firmenzentralen, den Minenstädten im Auftrag des Magazins REPORTAGEN. Erhältlich ab 9. Februar 2012 an Bahnhofskiosks, ausgesuchten Buchhandlungen oder im Netz. Und jetzt neu als Vollversion in sechs Teilen hier.

Mittwoch, 25. Januar 2012

Museen für Sim City

Aussen Museum, innen Business. In künstlerischen Umgebungen will China eine Creative Class heranziehen. Um das Industrieland in die Innovationsgesellschaft zu überführen.

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Für das Du Magazin von Hannes Grassegger, Shanghai

...Vom Dach aus kann man sehen, wie sich die Container-Schiffe auf dem breiten Huangpu Fluss drängen, Zeichen des unbändigen Aufstiegs Chinas. Es ist der 1.11.2011 und während Europa in Rezessionsängsten versinkt, glaubt man sich in Chinas Wirtschaftsmetropole Shanghai auf dem Weg in eine goldene Zukunft. Champagner fliesst, Kameras klicken, Presse aus China und dem Rest der Welt ist geladen.

Um 10.23 Uhr fetzen Gitarrenriffs durch den zweiten Stock des Swatch Art Peace Hotels, „I bet you look good on the dancefloor“ bellen die „Arctic Monkeys“. Ungerührt verfolgen die in dunklen Business-Anzügen angetretenen chinesischen Delegationen mit etwa 30 Offiziellen Krawattenträgern den Promoclip, der die Eröffnungszeremonie einleitet..

...im Minsheng Museum blickt Zhou Tiehai sich noch einmal nervös um. „Man muss den Kontext dessen verstehen was wir hier tun. Wir verhandeln gesellschaftliche Fragestellungen.“
..
die Story exklusiv im neuen DU Magazin

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Freitag, 13. Januar 2012

Financial Times Germany

Dale Guild FTD

Mit uralten Maschinen und neuen Geschäftsideen wagen sich wieder Bleisatzdrucker und Schriftgießer auf den Markt

Hannes Grassegger, New York

In Brooklyns Stadtteil Williamsburg sollte eigentlich die Zukunft entstehen. Hier lebt Amerikas kulturelle Vorhut, aus allen Teilen des Landes kommen die jungen Kreativen. Die Promeniermeile Bedford Avenue ist voll individualistischer Mittzwanziger – die doch alle seltsam gleich aussehen. Irgendwie alt. Fast nichts, was die vollbärtigen Jungs in ihren Holzfällerhemden und die Girls in ihren antiken Pendleton-Jacken kaufen, ist wirklich neu: Wiederveröffentlichungen von Büchern, Schallplatten und Turnschuhen.

Nur drei Parallelstraßen weiter liegt eine der Keimzellen des neuen „alten“ Williamsburg: Die Bleisatzdruckerei The Arm. Zuerst waren es Independent-Bands, die hier tagsüber auf Maschinen aus der Cowboyzeit ihre Plattenhüllen druckten und abends in der alten Garage auftraten, heute buchen hier Firmen wie Google und Condé Nast Workshops.

Im hellen Innenraum läuft Jazz, an drei Reihen gusseiserner Pressen arbeiten heute vier Besucher. Grafiker Derrick Holt freut sich über die Möglichkeit, seine Entwürfe mit den eigenen Händen umzusetzen. Neben ihm druckt sich ein Berater Visitenkarten auf schwerem Papier, „handgemacht, da spürt man meinen Namen.“
The Arm ist legendär, Vorläufer eines Revivals alter Drucktechnik. Eine Handvoll solcher Studios existieren in New York. Auch in Deutschland haben die Bleisatzdruckmaschinen wieder Konjunktur, sagt der Berliner Verleger und Akzidenzdrucker Martin Z. Schröder: „Letterpress ist sehr in Mode.“ Handgedrucktes Briefpapier, die Visitenkarte in klassischer Typographie sind keine Accessoires von Nostalgikern oder aus der Zeit gefallenen Sonderlingen mehr.

Hatch Show Print at The Arm

Soeben wird im The Arm eine neue Maschine angeliefert, über hundert Jahre alt. „Alles Neue was Du hier siehst, ist alt“, sagt Inhaber Dan Gardiner Morris, natürlich trägt er Jeans und Holzfällerhemd. Man müsse nur in die Vergangenheit schauen, um bessere Produkte herzustellen.
„Retromania“, nannte ein bekannter Kulturkritiker kürzlich sein Buch über die anhaltende Obsession der westlichen Jugendkultur mit der Vergangenheit. Dahinter steckt aber mehr als eine Mode, sondern ein anderes wirtschaftliches Denken. So wie Anleger in Zeiten unsicherer Börsen auf Gold setzen, sind auch Amerikas gebrannte Bürgerkinder auf der Suche nach sicheren Werten. In der Schule haben sie den Zusammenbruch der New Economy erlebt und auf dem College das Platzen der Immobilienblase. Jetzt brauchen sie etwas zum Festhalten. Oder Neustarten.

„Was macht man, wenn man etwas Wichtiges verloren hat? Man vollzieht seine letzten Schritte nach. Man erkundet die Vergangenheit, um ein Problem der Gegenwart zu lösen. Das ist keine Nostalgie. Das ist Vernunft“, erklärt der Journalist Kurt B. Reighley das Phänomen.
Morris hat es geschafft seine Uralttechnik profitabel zu machen. Der 33-jährige bietet Drucke in Kleinauflagen, vom Plakat zur Einladung; er vermietet Studiozeit und gibt Kurse. Im The Arm kann man lernen, wie man seine Entwürfe mit Bleisatz- oder Holzlettern umsetzt. Das zieht. Sogar der größte amerikanische Designerverband AIGA arbeitet hier.

2009 wagte Morris den nächsten Schritt und kaufte zusammen mit einem Freund die Reste eines Imperiums. Eine Holzhütte voll antiker Maschinen ist einzige Überbleibsel der American Type Foundry (ATF), des riesigen Zusammenschlusses der amerikanischen Schriftgießereien.

The Dale Guild Type Foundry

In der Konsolidierung fast aller verbliebenen Bleigiessereien zu einem Riesenunternehmen, der ATF, hatte Anfang des 20. Jahrhunderts Gutenbergs uraltes Handwerk Zuflucht vor dem Wandel der Zeit gesucht, noch in den 1920er-Jahren unterhielt die ATF sogar eine eigene Softball-Liga. Aber sie war ein sterbender Riese: 1993 schloss der Betrieb, der bis zum Schluss die Titellettern der New York Times gegossen hatte. Der Maschinenpark wurden versteigert – an den letzten ATF-Lehrling Theo Rehak, der damit 1994 unverzagt seine eigene Gießerei gründete: die Dale Guild Type Foundry.

Heute pflegt eine neue Generation den Nachlass. „Mein Job ist seit 125 Jahren obsolet“ sagt Micah Currier, als er das Licht in der Dale Guild anschaltet. Der 29-jährige Enkel eines jüdisch-polnischen Partisanen ist der letzte gelernte voll berufstätige Schriftgießer der USA. Der Einzige, der hier Blei, Zink und Aluminium schmilzt und die 16 Barth-Casting-Maschinen mit den massiven Schrauben und Schläuchen anschmeißt, um Buchstaben zu fertigen. Currier hat einen Auftrag. Er trägt die Verantwortung für den Erhalt einer Tradition.


The Dale Guild Type Foundry

Jahrelang hatte der studierte Englischlehrer versucht, als Lehrling in der Dale Guild aufgenommen zu werden, „sie war mein Mekka.“ Immer hatte Theo Rehak abgewunken. Aber dann bekam die Gale Guild einen Großauftrag und mit Rehaks Gesundheit ging es bergab und plötzlich hatte Currier doch eine Lehrstelle. Und das Angebot, den Betrieb zu kaufen. Kaum mehr als den Schrottwert des einzigartigen Maschinenparks bezahlten Currier und sein New Yorker Freund Morris.

Seither versuchen Rehaks Erben, ein Geschäftsmodell zu finden. Denn obwohl der Hochdruck eine Renaissance erlebt, ist die Bleigießerei fast tot. Neben der Dale Guild gibt es in ganz Europa und den USA nur noch zwei Betriebe. Kommerziell arbeitende Kunden kann Currier an zwei Händen abzählen, der Verkauf an die junge Letterpress Szene bringt wenig. Ob und wie er es schaffen wird, weiß er noch nicht. Er geht auf Messen, bald ist er zum ersten Mal in England.

Hoffen lässt ihn auch der wachsende Markt für Bücher im alten Stil. Anfang November wurde erstmals seit zehn Jahren ein Buch mit neuer Dale Guild-Typographie veröffentlicht. Preis der Schriftsätze für das Buch: mehrere Zehntausend Dollar.

ATF/ Dale Guild Williamsburg Ornaments


Das Geschäft ist hoch riskant: Die Bleipreise schwanken, für die uralten Maschinen fehlen Ersatzteile. „Wenn ich nicht der einzige wäre, würde ich ja eine Gewerkschaft gründen. Ich muss den Gürtel wirklich enger schnallen“, sagt Currier wiegt ein kleines Päckchen mit glitzernden Typenreihen in der Hand. „Ich versuche ein Geschäft aus dem zu machen, was ich liebe.“ Currier zeigt auf eine der Gravurmaschinen. „Das hier ist kein Projekt. Das ist mein Leben.“

Eine Alternative sieht er ohnehin nicht: „Sozialer Aufstieg, das war doch der amerikanische Traum, nicht wahr? Was ich in meinem Leben gesehen habe, war das exakte Gegenteil. Die Mittelklasse stürzt ab. Viele meiner Collegefreunde leben von Hilfsjobs. Ganz wenige verdienen Geld. Fast niemandem geht es gut.“ Er hingegen habe schon von der Lehre enorm profitiert, sie habe ihn erst zum Erwachsenen gemacht. „Rehak wurde wie ein Vater für mich. Jeder meiner Geschäftspartner ist mir wichtig.“ Bei Verhandlungen rede man über Qualität. Geld sei zweitrangig, das Produkt wichtiger als der Profit.

The Dale Guild Type Foundry
Die Dale Guild Macher, Dan, Theo und Micah


Inmitten einer Medienwelt, die unter dem digitalen Wandel ächzt, suchen Betriebe wie die Dale Guild und The Arm nach einer besseren, kleinen Wirtschaftswelt.

Überholte Technik, aber gute Qualität und nachvollziehbare Wertschöpfungsketten: Überall in den USA entstehen Geschäfte, die so unter den Slogans „Local“ und „Made in USA“ um Kunden werben.
Produkte herzustellen die profitabel sind und der Gesellschaft nützen – für Starökonom Michael E. Porter ist das das Management-Leitbild der Zukunft, das Credo seines 2011 erschienenen Buches „Creating Shared Value: Redefining Capitalism and the Role of the Corporation in Society“. Gehört haben davon wohl die wenigsten vergangenheitsbesessenen Williamsburger Vollbartträger. Aber im Kleinen probieren sie es schon mal aus.

Text im kostenpflichtigen Teil der FTD.

Donnerstag, 27. Oktober 2011

DU Magazin - Miranda July

du.miranda

Miranda July und ich haben in Los Angeles die November Ausgabe des Du Magazins entworfen.

Miranda hat für "Du" alles gegeben. Das "Du" hat in dieser Ausgabe seine Mission, dem Künstler auf Augenhöhe nahe zu kommen erfüllt. Nirgendwo gibt es für Fans und Interessierte einen so umfassenden und fundierte Einblick in ihre Person. Der New Yorker und die New York Times - sonst ihre besten Freunde - werden feuerrot glühen vor Neid und Ehrfurcht.

+ Sie hat eine Kurzgeschichte verfasst
+ Sie hat ihr allererstes Buch (Miranda mit sieben) ausgegraben - und Freund Nieves hat eine Mini Edition draus gemacht
+ Diogenes spendete den ersten übersetzten Vorabdruck aus Mirandas kommendem Buch
+ Mirandas Freundeskreis hat mitgemacht, darunter Spike Jonze und Calvin Johnson

+ Bonus: Sogar Mirandas Eltern haben beigetragen.

Ergo: Miranda July zum Mitnehmen! Du Magazin Miranda July kaufen

Hier mein Lieblings Werk von Miranda July

The Hallway from The Hallway on Vimeo.

Montag, 17. Oktober 2011

Preparing my US reports

Back from the US, doing research in St. Louis, Los Angeles, New York I am finishing up some reports for Financial Times Germany, DU Magazine, Tages-Anzeiger Zürich and myself.

mountain

In California

Micah Currier

In Jersey with Micah for Financial Times Germany

Miranda 2

In Los Angeles with Miranda July for DU Magazine

bill

In St. Louis with Bill working on a great story

Occupy Wallstreet

In NYC at the Occupy Wallstreet demonstration Oct 5th, 2011

Roger

Bundschuh

Very proud of Roger Dirk Bundschuh's beautiful libertarian manifesto in Berlin Mitte, right across from Volksbühne. Check out his exhibition in Hamburg.

Montag, 26. September 2011

Doug

AItken-GR

Donnerstag, 15. September 2011

ECOPOP – EINE ZU EINFACHE FORMEL?

Von Hannes Grassegger

Ein Thema, das die Runde macht: Diesen April lancierte der in Winterthur ansässige Verein Ecopop eine Volksinitiative, die den Zusammenhang zwischen Umwelt (Ecologie) und Bevölkerung (Population) ins öffentliche Bewusstsein rücken soll. «Stopp der Überbevölkerung – zur Sicherung der natürlichen Lebens- grundlagen» heisst die Initiative und fordert eine Beschränkung der Nettozuwanderung in die Schweiz auf jährlich 0,2 Prozent der Bevölkerung sowie eine Verwendung von 10 Prozent der Entwicklungshilfeausgaben zur Förderung der freiwilligen Familienplanung durch Aufkläruung und besser zugängliche Verhütungsmittel in Entwicklungsländern.

Der nach eigenen Angaben 500 bis 600 Mitglieder zählende Verein sendet auf allen Kanälen. Ecopop Vorstandsmitglied Benno Büeler trat in der «Arena» auf und wurde in der Presse anschliessend als der «Grüne Messias» bezeichnet. Im selben Zuge wurde Ecopop mit seiner rechten Vergangenheit konfrontiert. Zudem schöpfen die Initianten kräftig aus dem Gedanken der wachstumskritischen Décroissance-Bewegung.

Die von allen Ecopop-Vertretern zitierte Formel:

Umweltbelastung =
Produkt aus Bevölkerungszahl X Pro-Kopf-Verbrauch


stammt noch aus dem Jargon der Vorgängerorganisation Nationale Aktion, blieb aber bis heute Grundlage der Ecopop-Weltsicht. Heutige Ecopop-Vertreter wie Büeler weisen allerdings die rechte Verortung von sich. Sie sehen sich als Tabubrecher, die das «heisse Eisen» Bevölkerungswachstum ausserhalb des politischen Links- rechts-Schemas anpackten.

In der Diskussion zu Ecopop aber wurde ein auffälliger Zusammenhang übersehen: die frappierende Ähnlichkeit der Ecopop-Ideen mit denen der Deep Ecology (Tiefenökologie), der philosophischen Grundlage radikaler Aktivisten wie Earth First und Sea Shepherd.

Auffällige Parallele zur Tiefenökologie

Der Deep-Ecology-Gründervater, der norwegische Philosoph Arne Naess (1912–2009), veröffentlichte den Aufsatz «The Shallow and the Deep» («Das Seichte und das Tiefe») im Jahr 1973. In einer Zeit, in der auch Paul Ehrlichs Buch «Die Bevölkerungsbombe» (1968) vor angeblich katastrophalen Folgen des Bevölkerungswachstums warnte. 1972 veröffentlichte der «Club of Rome» die dramatische Studie «Die Grenzen des Wachstums» und brachte die Idee «natürlicher Grenzen» wieder ins Spiel. Innerhalb eines Jahrhunderts würden "absolute Wachstumsgrenzen" erreicht, was zu einem Kollaps in der Form eines rasanten Bevölkerungsrückgangs oder Massensterbens führen würde. Oft zitieren Ecopop-Vertreter die letzteren Bücher.

Doch Arne Naess und seine Tiefenökologie scheinen bei Ecopop offiziell kein Thema zu sein. Auf Anfrage des Magazins Greenpeace verneinen die beiden Vorstandsmitglieder Sabine Wirth und Alec Gagneux, die Werke von Naess näher zu kennen. Der Zusammenhang zu Naess’ Tiefenökologie zeigt sich aber in leicht nachvollziehbaren Parallelen.

Philosoph Naess grenzt eine «tiefe» von einer «seichten» ökologischen Haltung ab: «Seicht» ist jene ökologische Perspektive, die den Menschen in den Mittelpunkt der Schöpfung stellt. «Tief» ist, was ihn als Teil eines Ökosystems sieht. Die seichte Ökologie kümmere sich nur um Wohlstand und Gesundheit der Menschen in entwickelten Ländern, statt ein «tiefes» Verständnis zu entwickeln, klagt Naess an.

Ganz anders die «tiefe» Ökologie» mit ihrer «Gesamtsicht»: Der Mensch ist Teil eines Biosystems, in welchem der Mensch prinzipiell die gleiche Wertigkeit hat wie jedes andere Element. Er geniesst also keine absolute Sonderstellung, ist nicht Herr der Schöpfung.

Gegen den Mensch als Mittelpunkt der Schöpfung

Deep Ecology wendet sich explizit gegen den Anthropozentrismus. Jedes Lebewesen, jede Spezies zählt für Naess moralisch gleich. Alles andere wäre schliesslich «Spezizismus».

Auch die Biodiversität habe einen Eigenwert an sich und darf laut Naess nur bei «vitalen Interessen» durch Menschen beschädigt werden. Interessant ist, dass bei Naess sogar die kulturelle Diversität ihren Eigenwert hat. Manche kulturelle Grenzen hält Naess für unüberbrückbar.

Von diesem «Pluralismus» ist es ein kleiner Schritt zur Vorstellung, dass verschiedene «tiefe» Ökosophien - definiert als Weisheiten des Haushalts - entstehen können. Jede tiefe Ökosophie ist für Naess eine «Philosophie ökologischer Harmonie oder Gleichgewichte».

Gleichgewicht, Diversität – im Kampf gegen die rapide Verschlechterung der ökologischen Situation könne eine Populationsminderung beim Menschen notwendig werden, wie Naess mehrfach fordert, «auch im Interesse der Menschen» selber.

Hier setzt Ecopop an. Naess selber hatte die politischen Möglichkeiten seiner Konzepte früh erkannt.

«Es gibt politische Potenziale in dieser Bewegung, die nicht übersehen werden sollten (...)», schreibt Naess 1973. Deep Ecology ist für ihn als «Pluralisten» lagerübergreifend von links nach rechts. Wichtig ist ihm auch lokale Autonomie als Form der Unabhängigkeit; der Fokus auf Lebensqualität statt auf «messbarem Lebensstandard». Wachstumskritik ahoi.

Naess’ Ausführungen zur Tiefenökologie, zur Diversität, werfen zwangsläufig Fragen zur Migration auf. Migration von Armen in reiche Länder aus wirtschaftlichen Gründen lehnt Naess ab: «Jede verantwortungsvolle ökologische Policy wird versuchen, diese abzuschrecken oder zu minimieren.» Naess bevorzugt Entwicklungshilfe vor Ort. Genau wie Ecopop.

Drastische Massnahmen

Und der Norweger dachte uber drastische Massnahmen der Geburtenkontrolle nach: In einem Text zu Populationsfragen liefert Naess Ansätze zur höheren Besteuerung von Eltern. Die Idee ist, Nachwuchs zu verhindern zum Zweck einer langfristigen Bevölkerungsabnahme. Kinder kosteten die Gemeinschaft «gleich viel oder mehr als alte Menschen», notiert der Philosoph. Er selbst starb mit 97.

Der Mythos vom vollen Boot

Nicht nur tauchen bei Ecopop Naess’ «zwei grosse Ziele» Reduktion des totalen Konsums und Reduktion der Bevölkerung zugunsten des Biosystems in der anfangs erwähnten Ecopop-Formel auf. Auch Ecopop verbreitet seit Jahren den Gedanken, dass Kinder einen Staat mehr kosten würden, als sie ihm brächten.

Ein Dunst von Eugenik und unwertem Leben schwebt über der «Philosophie». Naess – der inoffizielle Vordenker – sah sich an einem Punkt dann gezwungen, die Dinge in einem Aufsatz klarzustellen:

«Der antifaschistische Charakter der (...) Tiefen- ökologie-Bewegung» : Letztere messe jedem menschlichen Wesen den gleichen Wert bei und lasse sich nicht mit faschistischem, nationalistischem oder rassistischem Gedankengut vereinbaren.

Doch im selben Aufsatz anerkennt Naess den fundamentalen Bruch mit der Kernidee der Aufklärung: Die Kantsche Maxime, bekannt als die «goldene Regel», müsse für die Tiefenökologie erweitert werden. Aufgrund des Eigenwertes aller Wesen müsse sie lauten: «Kein lebendes Wesen sollte rein als Mittel zum Zweck benutzt wer- den.»

Klingt plausibel, bedeutet aber: Die Interessen des Menschen stehen in einem Tauschverhältnis zu denen anderer Lebewesen.

Genau dies hält Alec Gagneux, Ecopop-Vorstandsmitglied, für die Gemeinsamkeit innerhalb von Ecopop. Im Interview fordert er, dass die goldene Regel entsprechend erweitert werde. Anlässlich eines Vortrags in Zürich klopfte er sich nach einer langen Erörterung der aus dem Bevölkerungswachstum resultierenden Umweltprobleme erregt auf die Brust: «Die Philosophie vom Menschen im Mittelpunkt find ich eine Sauerei! Der Regenwurm denkt auch, er sei wichtiger als ich.»

Radikale Idee mit Integrationspotenzial?

Einer stimmt ihm laut zu: Walter Wobmann von den Schweizer Demokraten. Ein Ex-Grüner, der zur nationalistischen Partei wechselte, weil er dort die wahren Kämpfer gegen Globalisierung sah. Durch Zuwanderungsstopp wolle er die Heimat gegen eine multikulturelle Zukunft schützen, erzählte er einst. Wobmann verteilt Flugblätter, redet von «Überbevölkerung». Sein Fazit: Die Schweiz ist voll.

Trotz der nationalen Orientierung von Ecopop erklärt Sprecher Benno Büeler, dass ihm «langfristig die Massnahmen im Ausland wichtiger seien als eine Zuwanderungsbeschränkung». Es geht schliesslich um die ganze Welt als ein Biosystem. Und nicht nur in der Schweiz denkt man so. Der – liberale – amerikanische Globalisierungsanalytiker Thomas Friedman schrieb jüngst in der «New York Times» einen heftig diskutierten Beitrag unter dem so vielsagenden wie abschliessenden Titel: «Die Erde ist voll».

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