Die Heimkehr des R. Stevie Moore

R. Stevie Moore 2009

Riesen Brille, Eigenbrötlerei und grosse DIY-Popmusik am Rande der Einsamkeit – das ist R. Stevie Moore. Dank Youtube erreicht der Archetyp eines Nerds endlich sein Publikum.

von Hannes Grassegger

Man muss sich einmal vorstellen, eigenwillige Musikgenies wie Frank Zappa oder Captain Beefheart wären nie entdeckt worden, hätten stattdessen jahrzehntelang alleine im Heimstudio Album nach Album aufgenommen, diese selber per Mailorder vertrieben. Und würden nun über Youtube langsam von der Welt entdeckt. Genau das ist der Fall bei R. Stevie Moore, dem 1952 in Nashville geborenen Sohn des Elvis Bassisten Bob Moore.

400 Alben in 40 Jahren

Am Besten nähert man sich dem über 400 Alben umfassenden Oeuvre des Multiinstrumentalisten über das Netz. Dort hat Internetafficinado R. Stevie Moore, der von eingefleischten Fans und Raritätenjägern als Vater der Do-It-Yourself Popmusik betrachtet wird, sein ausuferndes virtuelles Imperium aufgebaut. Den in den 1970ern gegründeten RSM-Kassettenklub funktionierte er im Zeitalter der Compactdisc in einen netzbasierten CD-R Versand um. Im Angebot sind rare Alben wie sein 1976 in hunderter Auflage erschienener Erstling Phonography, welcher Popperlen und Toilettenspülgeräusche enthält, oder auch Moores zugänglichstes Werk „What’s the Point“ von 1984. Da geht die kalifornische Sonne der Beach Boys über einem discoiden Drive auf, da finden sich avantgardistisch-wavige Rocknummern im Stil der frühen Talking Heads deren Mitsing Qualitäten anderen Musikern allemal für dicke Tantiemen gereicht hätten.

Zuhause im Internet

Doch Moore hatte nie den Durchbruch den er sich immer wünschte. Selten wurde eines seiner Alben von einem Label herausgegeben, auch mit dem Touren kam der Exzentriker nie weit. Er sei nur einmal in Europa gewesen, 1984 in Paris, antwortet er innert weniger Minuten auf eine Email. In die Schweiz würde er jederzeit kommen, wenn man ihm einen sicheren Trip anbiete. Denn Moore lebt in bescheidensten Verhältnissen in New Jersey, zusammen mit seiner Frau. Sein Geld verdiente er über Dekaden als Angestellter im Plattenladen, was zumindest zu einer ansehnlichen Sammlung führte. Die in seinen Dutzenden Youtube Videos immer wieder auftaucht. Diese entstanden ab Ende 1988 als sich Moore desillusioniert von seinen Tonbandmaschinen, Keyboards, Gitarren und Mischpulten zurückzog und jahrelang nur noch VHS Musicclips seiner Lieblingslieder produzierte. Diese habe dann ein portugisiescher Fan editiert und auf Youtube gestellt. Was nun eine wunderbare Möglichkeit bietet, den so von sich selbst überzeugten und doch so selbtironischen Moore in seinen besten Jahren zu erleben.



Träume senden

Das Video zu „I Like to Stay Home“ zeigt wie Moore mit Nackenmatte, seiner markanten Riesenbrille in einem schlabbrigen Bademantel zum Vollplayback mit einer Spielzeuggitarre herumfuchtelt und dabei singt, dass er gerne zuhause bleibe, wo es warm und sicher sei. Wer das sieht, versteht warum Moore früher nie Erfolg hatte, aber geliebt wird von jungen Kunstironikern wie dem Maler David Shrigley oder der Lo-Fi-Popper Ariel Pink, welche beide schon mit Moore kollaborierten. Denn R. Stevie Moore hat den Poptraum der Internetgeneration, die Idee des fixierten einzelgängerischen „Nerds“, des ewig von Zuhause aus seine ureigenen Träume Sendenden, auf Ruhm und Ehre Hoffenden schon zelebriert bevor es das Netz überhaupt gab. Jetzt holt ihn die Technik vielleicht bald heim zu den Popstars. 2010 gäbe es Rereleases seines Erstlings, schreibt er. Nun sei seine Zeit gekommen.

Hier! Das mächtige Internet Imperium des R. Stevie Moore: www.rsteviemoore.com
ralf.friel@freenet.de (Gast) - 19. Dez, 10:00

r.stevie moore

ich habe 2 cds von rsm in germany herausgebracht:

the future is worst than the past
+
hundred of hiding places

autosam (Gast) - 5. Jan, 13:14

I Like To Stay Home

HERE'S THE NEW LINK TO THE "I LIKE TO STAY HOME" VIDEO:

http://www.youtube.com/watch?v=v1MfeLx6Uds

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