Mentale Vorbereitungen für die Rückkehr der Super Boni

Die legendären Super Boni sind wieder da. Und sie sind höher denn je. Wer ran will an das Cash sollte sich vorbereiten.

Hannes Grassegger

Alle die ihre Ausbildung begannen um Profit in Steueroasen zu horten, können wieder hoffen: Das grosse Geld ist wieder da. Die Boni sind sogar höher als vor der Krise, zitiert zumindest Dr. Katja Rost von der Universität Zürich Ergebnisse einer bald erscheinenden Studie.

Boni seien variable Lohnanteile, die bei Erreichung vorab festgelegter Leistungen ausgezahlt würden. Dies als Kombination aus Auszahlung, Aktien und Aktienoptionen, also der Möglichkeit Aktien zu einem vorab bestimmten Preis und Zeitpunkt zu erwerben, erklärt Rost. Neueste Tendenz seit der Krise sei das Ausgeben von Aktienpaketen, welche zur Verhinderung kurzfristiger Spekulation „mehrere Börsenleben“ lang gehalten werden müssten. Also etwa vier Jahre.

Erst die Branche wählen

In der Finanzindustrie, bei Banken, Versicherungen und damit assoziierten Branchen, sind die Boni sowohl absolut und relativ gesehen am höchsten. Die langfristige Tendenz ist trotz aller Gerüchte steigend. Zahlen des Bundesamts für Statistik belegen eine Zunahme der Lohnanteile der „variablen Sonderzahlungen“ im Kredit- und Versicherungsgewerbe um 150% zwischen 2000 und 2008.

Ausserhalb der Finanzwelt blieben die Bonianteile am Gesamtlohn seit 2000 quasi unverändert zwischen nun 1.3% im öffentlichen Sektor und 6,7% Dienstleistungsbereich.

Innerhalb der Finanzwelt gilt es zu unterscheiden: Absolut gesehen flössen die höchsten Boni bei Hedgefonds, es folgten Investmentbanken, dann grosse Unternehmensberatungen wie McKinsey, sagt Rost. Relativ betrachtet boten Versicherungen in der Schweiz 2008 durchschnittlich nur schlappe 12% variablen Lohnanteil, beim Kreditgewerbe waren es 28%.

Bei börsenkotierten Unternehmen wie CS und UBS im Jahresbericht nachlesbar sind die Vergütungen des Managementboards, jener Handvoll Vorstandsmitglieder deren jobtitel mit einem C für Chief beginnt. Für sie bestehen Boni neben Geldern auch aus Anteilsvergaben und Optionen. Wann bei niedrigeren Kaderstufen das Bonussystem beginnt und was es beinhaltet, ist von Unternehmen zu Unternehmen verschieden und Verhandlungssache.

Die meist nicht börsengelisteten Investmentbanken und Hedgefonds, aber auch die Private Equity „Heuschrecken“, welche mit Eigenkapital Firmen kaufen und verkaufen, haben eine andere Vergütungsweise. Hier gibt oft ganz vom guten Willen der Inhaber abhängige monetäre Gratifikationen, welche nicht vertraglich vorab vereinbart werden. Diese machen aber schon bei Einsteigern einen Lohnanteil von etwa 50% aus.

Ort, Konjunktur, Arbeitgeber zählen

Bonijäger sollten sich überlegen wann sie wo arbeiten. Nur in den USA werden noch höhere Beträge als in der Schweiz ausgezahlt. Boni sind aufgrund ihrer Gebundenheit an Ergebnisse stark konjunkturabhängig, 2007 und 2008 brachen sie teils um 80% ein.

Neben der Konjunkturlage entscheidend ist die Branchensituation sowie die Unternehmens-Performance. Unvergessen sind die Klagen fleissiger Kaderleute, denen es ungerecht erschien, trotz hohen persönlichen Einsatzes keinen Bonus erhalten zu haben. Doch schnell seien sie wieder auf Vorkrisenniveau gekommen, meint Katja Rost, jetzt wohl gar drüber. Besonders profitieren derzeit tausende CS Banker, welche zum Tiefpunkt des Wertes mit damals „toxischen“ Schuldverschreibungen boniert wurden.

Zugang durch den MBA

Laut Niels Ellegaard, Headhunter bei SAM in Zürich, empfiehlt sich für den Finanz-Bereich, ob als Banker, Trader oder Salesperson, ein Wirtschaftsstudium, Schwerpunkt Finance, sowie der MBA einer renommierten Business-School. In der Schweiz seien dies die HEC Lausanne oder die HSG. Internationale Top MBAs laut Financial Times Ranking erhält man in Harvard, der London Business School, Wharton School of Business aber auch dem IMD Lausanne. Ein MBA sei für nicht-Ökonomen sehr empfehlenswert.

Übrigens: höhere Boni als das inhaltlich eher breit aufgestellte Topmanagement in Verwaltungsrat oder Managementboard verzeichneten teils Spezialisten, wie Investmentstars oder sogenannte Rocket-Scientists, sagt Katja Rost. Meist allerdings nur für kurze Zeit, ein, zwei Jahre. Aber dies reiche dann ja oft schon aus, lacht sie.

Lustig allerdings: trotz der häufigen Berichterstattung interessierten sich Studenten und Arbeitssuchende nicht primär für Boni, bestätigen Anrufe beim Career Services Center der HSG und auch der Laufbahnberatung Zürich.

Jene aber die von Rekordsummen träumen, sollten verstehen, dass sie Teil des Systems sind. Die Hoffnung aufstrebender vieler Einzelner auf wenige, riesige Boni hilft Unternehmen gesamthaft Lohn zu sparen. Indem einfach der erhoffte Wert des Superbonus Einsteigern implizit vom Gehalt abgezogen wird. Je höher der Topbonus, desto niedriger ihr Lohn.


Drei Bonus Gurus in der Schweiz

Daniel Vasella, 57

Position: EX-CEO, jetzt Vorsitzender des Verwaltungsrates von Novartis
Betrag Jahresbonus: 28'269'639 CHF
Zusätzliche Beteiligungspläne: 10'500'079 CHF
Studium: Doktor der Medizin (Universität Bern), Program for Management Development (PMD) (Harvard Business School)

Brady Dougan, 51

Position: CEO Credit Suisse Group AG und Credit Suisse AG
Betrag Jahresbonus: 17'870'009 CHF
Zusätzliche Beteiligungspläne:(nicht vergleichbar)
Studium: Bachelor in Economics (University of Chicago), Master of Business Administration in Finance (University of Chicago Booth School of Business)

Carsten Kengeter, 42

Position: co-CEO UBS Investment Bank
Betrag Jahresbonus: 5'003'470 CHF
Zusätzliche Beteiligungspläne: 7'505'212 CHF
Studium: Bachelor in Business Administration (Middlesex University), Diplom-Betriebswirt (FH Reutlingen), Master of Science in Finance und Accounting (London School of Economics)

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