Freitag, 30. Oktober 2009

India: Latest Trends in Organic Cotton

India-Cotton-Map

Mark Starmanns and me recently published a report in India. Thanks Mark!

About the publication:

Apparel Online is a must read magazine for all garment industry associates. The magazine extensively covers the latest in sourcing and market trends, analysis of news and existing markets, key players in those markets, statistical analysis of products and markets, news, reviews and views of industry players, as also news from the Indian sub-continent.

Our report is on page 20:
http://apparelresources.com/pdf/AO%20NOVEMBER%201-15-09.pdf

Dienstag, 20. Oktober 2009

Bio-Baumwolle im Schweinezyklus

Die Nachfrage steigt weniger als die Produktion
nun bleiben Bauern in Indien auf ihrer Ware sitzen


Von Hannes Grassegger

Viele in der Branche wollen gar nicht drüber reden. Über den grossen Angebotsüberhang an Biobaumwolle, also Cotton aller Fasertypen, bei dessen Anbau die Prinzipien der organischen Landwirtschaft nach EU- oder US-Standard eingehalten werden. Jahrelang hatten Verarbeiter, Detailhändler und Non-Profit-Organisationen auf eine Ausdehnung der Produktionskapazitäten hingearbeitet.

Hohe Prämien lockten die Bauern. Da Anbauflächen für Bio-Baumwolle erst nach einer Umstellungsperiode von zwei bis drei Jahren zertifiziert werden, zeigen sich die Folgen zeitverzögert. Erst gab es Mangel und hohe Preise, jetzt Überschuss zur Unzeit. Ein sogenannter Schweinezyklus hat begonnen. Erstmals warnt der Branchenverband Organic Exchange Farmer davor, ohne feste Abnahmeverträge Biobaumwolle anzupflanzen. Auch über neue Handelsformen und Biotechnologie wird nachgedacht. Revolution in der Bio-Szene?

Purzelnde Preise

Die Branche befindet sich noch in einem frühen Entwicklungsstadium und deckt trotz hoher medialer Präsenz winzige 0,6 Prozent des weltweiten Baumwollmarktes ab. Aktuelle Preisentwicklungen sind nicht auf den ersten Blick ersichtlich, da Biobaumwolle nur physisch, nicht aber an Börsen gehandelt wird. Doch der Preisverfall ist erheblich. Die Aufschläge von 40 bis 50 Prozent im Verhältnis zu konventioneller Ware, die man früher Farmern zahlte, seien auf rund 15 Prozent gefallen, rapportiert Jitender Kumar vom indischen Weiterverarbeiter Alok Industries. Bio-Cotton werde zu minimen Aufschlägen von nur 2 bis 5 Prozent angeboten, berichtet die Remei in Rotkreuz ZG, einer der wichtigsten Player im Geschäft. Man beobachte eine Angleichung an die Preise konventioneller Ware, meint auch der bedeutende Cotton-Händler Reinhart aus Winterthur.

Dabei wuchs der Absatz bisher phänomenal: Weltweit stieg er 2007 um 83 Prozent, 2008 um 63 Prozent. Jetzt steigt die Nachfrage nicht mit dem fallenden Preis. Dieses Jahr werden maximal 20% Plus erwartet. Grosse Endkunden wie Coop Naturaline, die vor allem von Remei beliefert werden, wollen nun nicht von kurzfristigen Preisen profitieren. Der eigene Weg sei langfristig angelegt, ebenso wie die geltenden Abnahmeverträge und die feste Bio-Prämie von 15 Prozent für die Farmer. Man habe im letzten Jahr den Naturaline-Umsatz um 5 Prozent gesteigert und wachse 2009 weiter. Auch die Kleidermarke Switcher, die ab 2011 vollständig organisch produzieren will und zur Zeit 25 Prozent ihrer Baumwolle Bio bezieht, winkt ab. Man könne nicht kurzfristig shoppen, die Qualitäten der Biobaumwolle bedingten Erfahrungsaufbau.

Wie dem statistischen Zentralorgan der Biotextilbranche, dem Marktreport des Non-Profit-Fachverbandes Organic Exchange, zu entnehmen ist, summierten sich ab dem 2. Quartal 2008 die Lagerbestände innerhalb der Wertschöpfungskette von Spinnerei bis Näherei bis Anfang 2009 auf 42 000 Tonnen.

150 Prozent mehr produziert

Die Überschüsse der vergangenen Saison beruhen auf einer massiven Produktionsausweitung von 152 Prozent. Vor allem Indien, Syrien und die Türkei haben massiv mehr produziert. Jetzt ist die Pipeline voll und der Druck von hinten steigt weiter, wie aktuelle Schätzungen von Simon Ferrigno von Organic Exchange zeigen. Fast 178 Megatonnen Organic Cotton erwartet er für die laufende Saison, ein Plus von 22 Prozent. In Kombination mit dem Lagerbestand und dem erwarteten Absatz dürfte sich das massive Ungleichgewicht verschärfen. In Indien gebe es bereits Bauern, die sich in Konversion zu Bio befänden, nun aber zurückruderten, meint Jitender Kumar aus Mumbai. Organic sei eine unsichere Luxusware.

Liegen bliebe besonders die afrikanische Ware, meint Ferrigno. Wer seine Organic- oder Fairtrade-Baumwolle nicht verkaufen könne, bringe diese zu konventionellen Preisen auf den normalen Markt, heisst es bei Max Havelaar. Trotz grossem Absatzzuwachs registriert auch die Fairtrade-Initiative zu grossen Nachschub.

Ein gebrochenes Versprechen?

Hatte man nicht Bio- und Fair-Trade-Bauern ein sicheres Auskommen versprochen? Und Nachhaltigkeit? Handel als Hilfe, hiess die Idee. Auch für das hiesige Staatssekretariat für Wirtschaft Seco ein Grund, zusammen mit der Entwicklungsorganisation Helvetas als sogenannter Fazilitator Bio-Cotton Wertschöpfungsketten und den Anbau in Westafrika zu fördern.

Seit Jahren habe sie die Non-Profit-Organisationen vor zu kurzfristig gedachter Angebotsförderung gewarnt, meint eine Ökonomin die zu diesem «stark moralisierten» Sektor forscht und lieber anonym bleiben will. Als die Abnehmer zu Beginn der globalen Wirtschaftskrise ihre Kaufvereinbarungen nicht einhielten, habe der Überhang begonnen.

Mark Starmanns, Spezialist für fairen Handel an der Uni Zürich, nimmt auch die Konsumenten in die Pflicht: Diese sollten eher Bio-Ware kaufen. Aber, ergänzt Starmanns, wenn nur wenige Modebrands attraktive Organic-Ware anböten und die entsprechenden Labels nur wenigen Konsumenten bekannt seien, sei das schwierig. Deshalb trügen die Unternehmen eine Mitverantwortung. Aus seiner bald erscheinenden Studie schliesst er, «kleine Schweizer Mode-Labels glauben, dass die Konsumenten kein grosses Interesse an Bio-Mode haben.“


Die Bio-Zukunft wird anders

Der Absatz schwächele doch gar nicht, moniert Hans-Peter Egler vom Seco, er könnte lediglich noch stärker zulegen. Der allgemeine Biotrend sei ungebrochen. So hoffen das auch die Akteure der Branche. Die drei grössten Abnehmer Wal Mart, C&A und Nike, die zusammen 50 Prozent der weltweiten Nachfrage ausmachen, bekennen sich zu weiterer Expansion. An einer Fachkonferenz diesen Herbst in Seattle zeigt sich rege Teilnahme, unter anderem auch von Disney und Adidas.

In der Schweiz schätzt man, dass der Bio-Marktanteil von derzeit 5 auf bis zu 10 Prozent steigen wird. Wie interne Zahlen der Helvetas zeigen, sieht der Absatz der westafrikanischen bio und zugleich fair zertifizierten, hochpreisigen Baumwolle aus ihren Förderungsprojekten relativ gut aus. Etwa 13 Prozent der Ernte warte noch auf einen Käufer, Verhandlungen liefen bereits. Mitte 2010 seien die Märkte wieder geräumt.

Alok Industries denkt gar, dass die Prinzipien des Bio-Anbaus langfristig zum Industriestandard würden. Dies aber nur, wenn man auch den wirklich grossen Wachstumsmarkt genetisch veränderter Baumwolle miteinbeziehe. 54 Prozent aller 2008 verwendeten Baumwolle sei bereits Biotech gewesen. Ein Paradigmenwechsel in der Branche, ebenso wie die Einführung eines Spotmarktes für Bio-Cotton, den die meisten befragten Parteien nun befürworten. Eine Börse könnte dem bislang intransparenten Markt die Signale zur Glättung von Schwankungen in der Produktion liefern. Und auch bei den Entwicklern von Standards feilt man an besserem Marketing.

Während die Bauern in Indien und anderswo auf bessere Zeiten hoffen, versuchen Helvetas, Seco und private Anbieter mit einer Plakatkampagne die Konsumenten für das Thema bio-faire Textilien zu sensibilisieren. Den ersten Kunden beriet Helvetas schon davor. Die Stadtpolizei Zürich trägt seit Anfang dieses Jahres hundertprozentig bio-faire Hemden.

Freitag, 4. September 2009

Download the magic trick

Monster Head Room

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Dienstag, 25. August 2009

Bio Lebensmittel – Zeit für die Krise



Erst begannen die Stimmen der Kritiker laut zu werden. Dann erlebte die Biolebensmittel-Branche in vielen Ländern Europas heuer einen Rückgang der Zuwachsraten oder sogar Einbrüche. Doch in der Schweiz wächst Bio weiter. Statt einfach die Krise der Anderen abzuwarten, sollte man hierzulande die Chance nutzen, dazu zu lernen.

Von Hannes Grassegger

Herbst 2009, Zeit für Schlammschlachten. Traditionell rollen im Herbst die Attacken an, die man sich im Sommerloch zurechtgelegt hat. Diesmal können wir besonders gespannt sein, was die zertifizierten Bio (oft öko oder organic genannten) Lebensmittelprodukte angeht. Lebensmittel also, bei denen darauf verzichtet wird, bestimmte synthetische Pflanzenschutzmittel, Gentechnik oder Kunstdünger zu verwenden und bei deren Produktion eine möglichst geschlossene Kreislaufwirtschaft am Hof betrieben werden sollte.
Denn die schöne Biowelt ist nicht vor Unbill gefeit. „Bio Bschiss“ titelte der Blick Mitte August, nachdem eine Untersuchung im Aargau bei 17 von 25 untersuchten Bio Anbietern Beanstandungen ergab. Auch ein anderes Nebenprodukt der organischen Landwirtschaft macht nach unseren Informationen derzeit vor allem Baslern das Leben schwer: die Asiatischen Marienkäfer. Seit 2005 werden die roten Tiere mit den oft 19 Punkten in der Schweiz gesichtet. Seit 2008 in rauhen Mengen. Die Marienkäfer wurden von der organischen Landwirtschaft ausserhalb der Schweiz zur natürlichen Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Im Herbst werden sich die Käferchen nun eine Winterstatt suchen - vorraussichtlich massenweise in Schweizer Häusern.

Die Kritik an Bio

Schon im Herbst 2007 startete in der Weltwoche der deutsche Ex-Linke Michael Miersch, zusammen mit u.a. dem Publizisten Henryk M. Broder (Spiegel etc.) Betreiber des libertären Weblogs Achse des Guten, einen Angriff auf den „Mythos Bio“. Miersch behauptete, dass Bio „nicht gesünder“ oder „besser für die Umwelt“ sei. Der Nährstoffgehalt von Biofood sei z.B. nicht nachweislich höher als der konventioneller Lebensmittel und der hohe Raumverbrauch der Bioproduktion sei unverträglich mit dem Anspruch die Umwelt zu schonen.
Ein harter Angriff, denn laut Zukunftsforscher Matthias Horx (ebenfalls früher Blogger für die Achse des Guten) sind genau dies zwei Hauptgründe für den Konsum an Bio oder ähnlich gelabelten Produkten. In einer 19-seitigen Replik auf den Weltwoche-Artikel versuchte Urs Niggli, Leiter des FIBL (Forschungsinstitut für biologischen Landbau), ein wichtiger Bio Think Tank, Mierschs Argumente zu widerlegen. Ebenfalls 2007 deckte der Spiegel Misswirtschaft und Betrug im Biomarkt auf.
Nun erschien im Juli eine Studie des Londoner Instituts für Hygiene und Tropenmedizin, die auf der Basis umfassender Auswertungen wissenschaftlicher Studien der letzten 50 Jahre argumentiert, Bio Lebensmittel seien nicht nachweisbar gesünder. Nur Wochen darauf präsentierte das FIBL die Ergebnisse einer fünfjährigen Mammutstudie zu Bio und „low input food“ die der Londoner Studie widersprach. Bio Lebensmittel seien doch gesünder als konventionelle. Der Kampf tobt.

Bio am Ende?



Während die Experten streiten, reagiert der Markt. 2009 war kein gutes Jahr für die europäische Biobranche, meint die Forschungs- und Beratungsagentur Organic Monitor. Die Zuwachsraten der jeher zweistellig wachsenden Umsätze der Biobranche schrumpften auf meist einstellige Beträge zurück. Zuerst traf es Grossbritannien, wo der Markt 2008 nur um 2% wuchs. Noch schlimmer Deutschland. Hier gab es 2009 sogar den ersten Umsatzrückgang seit zehn Jahren. Minus 4% im ersten Halbjahr ermittelte eine Befragung der Konsumentenforscher der GfK. Triumphierend bloggt Miersch, er hätte den Rückgang schon im Januar 09 verkündet.
Zudem erfolgte der Einbruch in Grossbritannien, als sich die Wirtschaftskrise noch nicht so stark auf die allgemeine Kauflust ausgewirkt hatte. Ursache wäre somit nicht das Sparen in der Krise. Fast ein Viertel aller Schweizer zweifeln an Bio, erzählt eine weitere GfK Studie. Ist Bio bald am Ende?

Heute dort, morgen hier?

Auch wenn die Schweizer Lebensmittelzeitung diesen Mai titelt: „Bio Absatz läuft ungebrochen gut“ und das FIBL die zweistelligen Schweizer Bio Umsatzzuwächse für 2008 stolz auf 11,2% schätzt, so kann nicht ausgeschlossen werden, dass auch den Schweizer Bios härtere Zeiten bevorstehen. Dabei wäre jetzt eine ideale Ausgangssituation um die schöpferische Zerstörung der Krise zu nutzen, Fehlentwicklungen zu korrigieren oder neue Optionen zu integrieren. Denn die Schweiz ist eines der innovativsten Bioländer mit dem höchsten Pro Kopf Konsum weltweit. Was nicht viel heisst. Nur etwa 5% des Gesamtumsatzes an Lebensmitteln hierzulande ist Bio, knapp 12% der Bauernhöfe produzieren Bio zertifiziert. Das ist nicht die Marktübernahme die man sich in Biokreisen einst erträumte. Selbst wenn’s der Weltwoche nicht gefällt, man könnte Bio grösser machen.

Bio neu verstehen



Bio muss neu verstanden werden. Bioplus ist das erste Stichwort. Dabei dreht es sich um die Integration neuer Käuferwünsche, „Mega Trends“ wie Klimaschutz, lokale Produktion und Fair Trade. Es klingt lustig: In Schweden gibt es jetzt CO2 neutrale Bio Milch zu kaufen. Krise ist die Zeit der Innovation.
Als Zweites gälte es, Konsumenten die Verwirrung zu nehmen. Berechtigte Kritik sollte ernstgenommen werden, Bio Suisse muss Lösungen anbieten. Einerseits indem informiert wird und diffuse Assoziationen (gesundheitsfördernd, Umweltschutz etc.) geklärt werden; andererseits, indem man den „Labelsalat“ auflöst. Es gäbe „keine Alternative zur Alternative“, schreibt Niggli in seiner Replik auf Mierschs Artikel. Laut SECO–Liste konkurrieren schweizweit 71 Lebensmittellabels, meist Produktlabels mit Bio-Appeal. Dies fordert vom Käufer einiges an Fachwissen. Wer durchschaut schon die Regelwerke der einzelnen Labels? Und wie gut diese überprüft werden? Viele der Ansätze (Traceability, Appellation Controlée, CO2-Ausstoss) sind schlau und gefragt; die Versprechungen der einzelnen Produktlabels überlappen sich zudem. Hier könnte man zusammenfassen. Krise ist die Zeit der Fusion.

Sonntag, 23. August 2009

Vinyl in Zürich

Switzerlands most Secret Spot for Black Gold

Der Rock on schliesst. Doch diese Stadt bleibt eine schwarze Scheibe. Die sich immer weiter dreht. Das wissen Schallplattensammler aus aller Welt.

von Hannes Grassegger


Platten sind heterogene Güter – und was dem einen gefällt ist dem anderen nichts wert. Deshalb ist an Plattenläden vor allem die Beratung wichtig. Und die Möglichkeit in die Ware reinzuhören. Und die Auswahl, natürlich. Mit dem baldigen Ende eines der besten Plattenladens der Stadt, des Rock On suchen viele Musikkäufer neue Quellen. Die folgende Liste präsentiert Zürichs Vinyllieferanten. Weil ich CDs nicht nutze, sind nur Plattenläden aufgeführt die Vinyl führen.

Hier Maps der Züritipp-Version:
http://www.zueritipp.ch/story/stadtleben/zuerich-ist-eine-scheibe/


Rock On

Tja, das ging bis 17.Oktober 2009: An diesem erstklassigen Kultort traffen sich Vinylanbeter aller Altersklassen. Pop-Musik der letzten 50 Jahre inkl. der auf Schallplatte erhältlichen Neuerscheinungen bieten Inhaber Ruedi Fehlmann und Mitarbeiterin Corina ihrem Publikum. Oben Neuheiten, seltene Spezialeditionen, auch CDs, unten ältere Ware. Nicht so interessant für Hiphop Fans, sehr interessant für Wave, Rock und Indieliebhaber. Leider bietet sich lediglich ein vom Personal bedienter Plattenspieler zum Vorhören. Dafür gibt's auch keine Kratzer im Vinyl und vor allem günstige Preise für ältere Erscheinungen. Die Ausverkaufsaktion: 2 5 % Rabatt auf alle NEWS , Heavy Vinyl LPs, Box Sets, bereits reduzierte Aktionen; 5 0 % Rabatt auf alles andere. Japanerfaktor 5.

Ottenweg 35 (beim Kreuzplatz), Tel. 044 251 05 15
-> Ruedi hatte in den Tagen vor der Schliessung angekündigt, witerhin "aktiv zu bleiben". Wir sind gespannt.

recrec Laden

Ebenfalls seit 1979 geführt vom kenntnisreichen und eigensinnigen Lockenkopf Veit F. Stauffer, Sohn einer Künstlerfamilie. Der begeisterte Newsletter Verfasser schreibt er führe grenzüberschreitende (Rock-) Musik aus verschiedenen Ländern, Avantgarde, Jazz, Moderne Klassik und Minimal, Pop, World Music und Electronica. Für jeden und jede gibt es hier gute Beratung und das Spezielle. Hier findet sich Neues zu fairen Preisen und vor allem die feinselektierteste 80er Secondhand Vinyl Ecke zu Einheitspreisen. Auch CDs. Zwei Hörstationen. Japanerfaktor 3.

Rotwandstrasse 64, Tel. ++ 41 (0)44 291 46 60, www.recrec-shop.ch


Bikini

Neben der Kaserne, beim Restaurant Italia hütet man im Keller des „Bikini“, der oberirdisch unter anderem Möbel anbietet, den vielleicht geheimsten, grössten und gepflegtesten 50s, 60s und 70s Vinylschatz Zürichs. Ca. 10.000 Platten, darunter auch teure Raritäten.

Zeughausstrasse 55, 8004 Zürich, Tel 044 242 28 50‎


Jamarico

JAMARICO

1979 u.a. von Viktor Baenziger (El Lokal Betreiber) als Reggae Import gegründet. Mittlerweile nur noch eine Musikfiliale mit fast ausschliesslich Neuware. Spezialisiert auf Indie, Singer-Songwriter und Rock. Mit einem respektablen Elektro und Hiphop Angebot und vielen Hörstationen. Etwa 10.000 Platten im Stock. CDs sind auch im Angebot. Gute Beratung der sympathischen, ansprechbaren Crew von Woody, dem Chef. Am Helvetiaplatz zentral gelegen für alle die im Kreis 4 wohnen. Kein Webshop. Jeden Dienstag ab 19.00 Apéro und Abendverkauf.

Stauffacherstrasse 95, 8004 Zürich, 044 241 83 44


Spooky Sound

Zwischen Café Si o No und Bibliothek versteckt. Ein Laden voll Secondhand Kuriositäten. Rock, Funk, Retro. Langspielplatten, Singles etc. Achtung Öffnungszeiten: Do-Fr 13-19 / Sa 12-16,

Zweierstrasse 56 8004, Zürich

Katalog Record Warehouse

In Berlin sprechen Kenner ehrfürchtig von der Zürcher „Plattenhalle“. Vinyljäger kamen aus ganz Europa um sich in Zürichs seltsamsten Geheimtipp im ehemaligen Disco Markt zwischen Central und ETH durch die etwa 50.000 nur grob sortierten Rock, Pop, Disco, World, Jazz, Metal u. a. Kuriositäten (Grossteil Neuware!) zum Einheitspreis von 5 Fr. zu wühlen. Vorhören geht nicht. Schatz gehoben oder Schrott gekauft? Einkaufen im Katalog ist Glücksspiel. Tipp: Rockklassiker für günstig kaufen, interessantes Unbekanntes notieren und im Netz recherchieren. Auch CDs. Übrigens: hier wird angekauft. Japanerfaktor 4.

Weinbergstrasse 31, CH-8006 Zürich‎ - 043 268 01 12, früher Discomarkt,

Hum Records und Tapioka

Oberirdisch bieten die Produzenten und DJs Michel und Olli aka J. Sayne und Reezm, zusammen Hum Records, eine riesige Auswahl an Hiphop Neuware und Secondhand Raritäten. Funk- u. Discoscheiben sowie Mixtapes, Bücher, T-Shirts runden das Angebot im Black Music Tempel ab. Im Keller heisst’s Tapioka und Patrik bietet Jazz, Funk, Soul, Latin, Afro, Library, Exotica. Rock ist nicht sein Spezialgebiet, hier winken Schnäppchen. Guter gemeinsamer Webshop: http://www.humrecords.ch/

Ankerstr. 11, Tel. 043 322 02 04,

Crazy Beat

Inhaberin Marion bietet Kennerinnen und Kennern von aktuellem Hiphop, R n B, Elektropop und aller damit verwandeten Spielarten ein angenehmes und informatives Zuhause.

Badenerstrasse 79, 8004 Zürich, 044 241 10 17‎

Zerozero

Zero Zero Bäckerstrasse

Die Filiale im Kreis 4 bietet wahrscheinlich die grösste und bestsortierteste Vinyl-Auswahl an Neu- und Secondhandware in der Stadt. Neben der fast kompletten Diskographie der Rockgeschichte sind die Schwerpunkte Reggae, bis vor kurzem Hiphop, und laut Inhaber Hänsel jetzt auch wieder mehr Rock und Indie. Donnerstags arbeitet hier der international bekannte Produzent DJ Lexx, dessen Disko, Cosmic, Hiphop und Krautrockkenntnisse verblüffen. CDs v.a. in den anderen Filialen. Japanerfaktor 4.

Bäckerstrasse 54, 8004 Zürich, , +41 44 241 85 20, www.zerozero.ch

Dimension’s

Der kommunikative ehemalige Betreiber von Radio Tropic bietet die Reste seiner Weltmusikschätze auf Vinyl (und CD). Mehr als nur Zouk und Bachata. Raritäten aus Haiti, Ghana, Kuba, Libanon, Mexiko u. a. Im Neuzustand!

Limmatstrasse 31, CH-8005 Zürich‎, 044 2713222

16tons

Bekannt geworden als Quelle für Reggaesingles – in Wahrheit Paradies für Soul-, Afro-und Reggaeliebhaber. Gut beraten von den Geschäftsführern Anne und Buzz, eröffnet sich Kundinnen und Kunden aber auch eine stilsichere und zeitgemässe Vinylauswahl an Secondhand und Nachpressungen von Punk, Krautrock, Klassikern. Zudem Rockneuerscheinungen. Die Liebe zu Vinyl ist auch erkennbar an der wechselnden, stets einem Konzept folgenden Coverauswahl im Schaufenster. Hier gibt’s auch Kleidung.

Anwandstrasse 25, 8004 Zürich, 044 242 02 03

Sonic Records

Vinyl, CDs, DVDs, Musikbücher: Gelernter Buchhändler und stadtbekannter Soul-DJ Klemens Wempe setzt auf strenge Auswahl und unaufdringliche Beratung. Sein feiner Laden bietet v.a. Hiphop, aber auch Elektronik, Reggae und versteckt: gute Second Hand Indieware. Neu oder gebraucht. Zwei gute Plattenstationen zum genussvollen Vorhören. Den humorvollen zwei Meter Mann einfach ansprechen.

www.sonicrecords.ch, Anwandstrasse 30, 8004 Zürich, Tel. 044 242 47 80, immer per Mail erreichbar

Panthera

Versteckt hinter dem American Apparel Store in der Josefsstrasse: 25 Jahre elektronische Clubmusic Erfahrung und ganz viele Maxis. Techhouse, Elektro, Techno, Classic House und ein grosser Backstock an 90s 12’’. Hier fühlen sich auch die bkeannten Clubnasen DJ San Marco, Don Ramon, Gogo wohl. Bestellservice im Webshop: www.panthera.ch

Johannesgasse 6, 8005 Zürich shop@pantera.ch

Number One

Trance, House, Techno und Detroit und eine kleine, für Kenner uninteressante Ecke mit neuaufgelegten Rock Klassikern. Hier gibt es auch DJ Zubehör.

www.numberone.ch, Josefstrasse 26, 8005 Zürich, 044 271 11 71

Six Pack

HipHop, Samples, Soul, Funk, Jazz, Neues und Secondhand. Die monatlich wechselnde, äusserst einladende Schaufenstergestaltung mit Grössen der (Hiphop) Musik hält das Versprechen. Dieser Laden garantiert Realness. Zudem nette Wühlkisten, da der Inhaber als Sample Fanatiker breit aufkaufte. Achtung: Dienstag zu!

Badenerstrasse 131, CH-8004 Zürich‎ - 044 240 30 00, www.6pack.ch

Vinyl Pirate

Im Keller des Comic Ladens Analph eine Grotte voll Punk, Wave, Nowave u. a. Gut für lokale Interpreten und kleine Labels. Geführt vom stadtbekannten Punkguru Alain. Neu und Secondhand. Achtung: Nur samstags von 10.00 Uhr bis 16.00 Uhr,

Strassburgstrasse 10, 8004 Zürich, 044 240 34 44

Blutt Records

Es lohnt sich, hier hin und wieder die günstigen Secondhand Vinyls durchzuwühlen. Kein besonderes Konzept, die Qualität der Scheiben vor dem Kauf checken. Aufgrund der stilistischen Offenheit ein Laden für Zufallsfunde. Auch CDs und DVDs.

Philippe Künzi, Limmatstrasse 125, 8005 Zürich

George Tanner Records

Die Adresse für Country, Blues, Jazz, Rock ´n´Roll, und neuerdings auch Tex Mex und Latin. Im Sous Sol eines gelben Wohnhaus nahe des Letzigrundes. Seit 1983 führt Inhaber George Tanner seine nun gesetztere, auch internationale Kundschaft durch seinen Bestand von über 10.000 Schallplatten. Auch CDs.

Letzigraben 47, 8003 Zürich, 044 400 27 10, http://www.tanner-records.ch

Vibes

Versteckt in einem Hinterhof bietet der frühere Inhaber des Halb Tanz Plattenladens verstreut zwischen seinen Möbelraritäten die Reste seiner exzellenten Sammlung an Avantgarde Rock-, Indie- und Diskoplatten. Vorsicht beim Kauf: Der Chef argumentiert gerne, die herumstehenden Platten seien Teil seiner Privatsammlung.

Badenerstrasse 370 (Hinterhof), 8004 Zürich

Appointment-only Stores:

Zero-Zero-Baden-Appointment-Only


Reggae Fever

Er ist weggezogen von Zürich nach Wald, der Spezialistenladen und die Jamaica Connection. Reggae-, Ragga und Dancehall. Vor allem Neuware. Wöchentlich Vinyl-Singles aus Jamaica. Vorhören möglich. Jah Rastafahri. Easy man.

Reggae Fever, Rütistrasse 103, 8636 Wald, +41 55 246 25 12
Visiting hours Montag bis Freitag 11:00-18:00. Nur mit vorherigem Anruf.


Music Gallery

50s, 60s, 70s. Beat, RnR, Psychedelic, Highschool – Raritäten früherer Jahrzehnte auf Vinyl. Kurt Ernst hat wieder offen. Als Webshop, oder nach telefonischer Vereinbarung in seiner Freizeit.

Am Wasser 143, CH-8049 Zürich, Höngg, nähe Europabrücke, Tel. +41 (0)44 341 32 42, www.musicgallery.ch

DJ Spruzzi

Der aktive DJ und frühere Mitbetreiber des Mono-Records im Niederdorf bietet nach Vereinbarung Zugang zu seinen Archiven an teils raren Platten aus Jazz, Funk, Soul, Brasil, Afro.

Email: spruzzi(())dashaus.ch

Mittwoch, 29. Juli 2009

Sachbuch Schweiz

Mit grosser Freude erfahre ich vom Berner Hep Verlag, aktiv vor allem im Schulbuch-Bereich, dass ein Beitrag von mir im Rahmen einer diesen Herbst erscheinenden Publikation über Fair Trade veröffentlicht werden soll.

Der Text erscheint im Kapitel "Kritische Stimmen"...

Kopenhagen Klimakonferenz Sonderausgabe

Die Uhr tickt. Denn Ende dieses Jahres wird die Zukunft unserer Welt verschachert.

Vom 7.-18. Dezember 2009 steht die wichtigste Konferenz seit Ende des 2.Weltkrieges an. In Kopenhagen entscheiden über 13.000 Delegierte über das zukünftige Ausmass an weltweiten Treibhausgasemissionen. Und damit nicht nur darüber, wieviel von Bangladesh untergehen wird oder vom Amazonas Regenwald übrigbleibt, sondern auch von unser aller Freiheit.

Kopenhagen Klimakonferenz Sonderausgabe der Fabrikzeitung

Zusammen mit den preisgekrönten Grafikern von Glashaus.ch haben wir eine Kopenhagen Klimakonferenz Sonderausgabe des Zürcher Monatsmagazines Fabrikzeitung konzipiert die es in sich hat. Frei von Alarmismus und voll von neuartigen Ansätzen. Renommierte Autoren aus den U.S.A, Deutschland und der Schweiz sprechen über die Psychologie des Wandels, Freiheit, Energie und Geld.

Kopenhagen Online Edition

Die Sonderausgabe mit einer grossen Fotostrecke des Künstlerduos Galic/Gredig erscheint am Dienstag 4. August. Erhältlich gratis als Print an ausgewählten Stellen in der Schweiz, online via Mail von ronorp.net oder hier: http://www.glashaus.ch/fabrikzeitung/FAZ253-Klimakonferenz(Weboptimiert).pdf

Abonnement: http://www.rotefabrik.ch/de/fabrikzeitung/index.php

Der Countdown läuft weiter.






Sonntag, 10. Mai 2009

Yesterday: Laibach



Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Laibach_%28Band%29

Mein Album: http://www.discogs.com/Laibach-NATO/master/13735

Sonntag, 22. März 2009

"Ein neues Wirtschaftssystem entwickeln.“

Vielleicht klingt das in der Krise besonders verlockend: Wenn man genügend Geld hat, hat man Zeit für die Ideen, die einen wirklich interessieren. Und weil man nicht darauf angewiesen ist, kann man sie dann auch mit anderen teilen. Ein wohlhabender Schweizer Unternehmer nahm sich die Zeit, uns sein Wirtschaftssystem mitzuteilen, welches dieses Privileg allen ermöglichen soll.

Aufgezeichnet von Hannes Grassegger

Der eigensinnige Basler Unternehmer Georg Hasler hat ein neues Wirtschaftssystem im Kopf. Er verbindet darin zwei in jüngster Zeit immer häufiger diskutierte ökonomische Konzepte: bedingungsloses Grundeinkommen und eine radikale Veränderung der Eigentumsrechte an Ideen, genannt Freies Wissen. Im IT Bereich sagt man zu freiem Wissen Open Source, und da kommt Hasler auch her. Der drahtige Self-Made Mann ist gelernter Geigenbauer, arbeitete lange als Programmierer und ist nun erfolgreicher Immobilienunternehmer. Hasler ist 38; mag keinen Stress, hat aber in seinem Leben völlig unverhofft ganze Blocks im Basler Zentrum erworben; mit Freunden das gut laufende Basler Café und Kulturzentrum „unternehmen mitte“ (in dem man nichts konsumieren muss und sich trotzdem frei aufhalten darf) begründet und bewegt sich in der eingeschworenen Basler Mäzenatenszene. Kürzlich gab er mir das Manuskript seines ersten Buches in die Hand. Arbeitstitel ist derzeit „Blütenstaubwirtschaft“. Ich bin Ökonom, las sein Werk und dachte, es sei keine Verschwendung von Ressourcen, Georg Haslers Ideen zu diskutieren. Im Folgenden spricht er erstmals über sein demnächst in einem renommierten Schweizer Verlag erscheinendes Konzept.

- Herr Hasler, warum muss sich unser Wirtschaftssystem ändern?

Ich bin der Ansicht, dass wir uns in einem grossen Durcheinander befinden. Wir leben mit den Denkgewohnheiten und Gesetzen einer Industriegesellschaft mitten in einer Informationsgesellschaft. Das passt nicht zusammen und bremst, weil Informationen und Ideen, besonders was ihre Vermehrung betrifft, ganz andere Eigenschaften haben, als Gegenstände. Deshalb sollten wir nicht Ideen wie Gegenstände behandeln sondern ein neues Wirtschaftssystem entwickeln welches dieses Potenzial nützt.

- Was ist der Unterschied zwischen Gegenständen und Informationen hinsichtlich deren wirtschaftlicher Nutzung?

Zwischen einem Stuhl und einer Idee, z.B. der Idee wie man einen Stuhl baut, gibt es einen grundsätzlichen Unterschied. Auf einem Stuhl kann nur eine Person sitzen. Eine bestimmte Idee können beliebig viele Personen gleichzeitig anwenden. Es liegt in der Natur der Sache, dass ein Stuhl nur einen Besitzer haben kann. Wer das ist, muss geklärt sein, um Streit zu vermeiden. Bei einer Idee ist dieser Streitfall nicht nötig, denn niemandem fehlt etwas, wenn dieselbe Idee von allen gleichzeitig benutzt wird.

- Wie sieht dieses neue Wirtschaftssystem aus?

Ein neues effektiveres und zugleich freieres Wirtschaftssystem orientiert sich am besten an der Natur: verschwenderisch in der Vielfalt, grosszügig in der Weitergabe der Gene und haushälterisch im Umgang mit knappen Ressourcen. Das Industriezeitalter hinterlässt uns das Gegenteil, d.h. materielle Verschwendung und geistiges Eigentum. Resultat ist eine lädiertes Ökosystem und ein stressvoller, für Viele beängstigender Alltag. Ich schlage die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens vor, um u.a. den Produktionszwang sinnloser Güter zu unterbrechen. Und ich denke konsequent weiter in Richtung Open-Source in allen Wissensbereichen.

- Warum nicht einfach Grundeinkommen? Warum noch Open Source?

Das Hauptargument gegen freies Wissen, z.B. freie Musik, ist ja immer die Frage, wovon die Denker, Forscher oder Musiker dann leben sollen. Anscheinend hängen die zwei Fragen eben direkt zusammen.

- Was meinen Sie mit Grundeinkommen?

Wenn das Wort „bedingungslos“ fehlt, dann heisst es nur dass niemand verhungert und dies wurde in den Industriestaaten längst erreicht. Das Problem sind die Bedingungen die daran geknüpft sind. Entscheidend wäre ein bedingungsloses Grundeinkommen für jede Person ab Geburt; genügend hoch um die echte Wahl zu haben, nicht nur geistige Freiheit, sondern auch die materielle Freiheit zu kündigen und etwas anderes zu tun.

- Open Source bezieht sich auf offene Quellcodes bei Software. Sie meinen damit aber gemeinschaftlichen Besitz an Ideen, freies Wissen?

Man könnte Wissen einfach als kulturelles Erbe betrachten. Wie backt man Brot? Wie ätzt man Computerchips? Kultur heisst Wissen zu teilen, zu verbreiten und weiter zu entwickeln. Würde die Natur ihre frisch mutierten Gene nur gegen Gebühren weitergeben gäbe es keine Evolution.

-Was hiesse freies Wissen denn im Alltag? Z.B. für ein Werbeunternehmen, dass vom Verkauf seiner Idee lebt.

Hier geht es um die wirtschaftliche Unterscheidung zwischen Wissen und Können. Das Können einen konkreten Auftrag umzusetzen würde weiterhin bezahlt. Das Wissen welches dabei entstünde, sollte dem Nächsten sinnvollerweise aber nicht vorenthalten bleiben.

-Welcher Anteil der Wertschöpfung der Wirtschaft wäre von Ihrer Idee betroffen?

Das Wirtschaftssystem ist komplett betroffen weil alles zusammenhängt. Jedoch würde sich Vieles in eine sehr interessante, produktivere Richtung verschieben. Vor allem deswegen, weil der menschliche Kern des Wirtschaftens, das kreative Arbeiten von vielen Hindernissen befreit würde.

-Ist Ihr Vorschlag sozialistisch oder kapitalistisch?


Die zwei Systeme sind für mich wie Mann und Frau. Beide müssen sich ergänzen und für eine Informationsgesellschaft weiterentwickelt werden. Viel weiter.

-Was ist die Natur des Menschen in Ihren Augen? Ist er ein fauler Nutzenmaximierer oder ist von sich aus produktiv?

Natürlich beides. Kinder z.B. wollen einfach etwas tun, vom ersten Tag an. Arbeitslose sind über das Nichts-tun unglücklich obwohl sie Einkommen erhalten. Man möchte also etwas tun. Aber etwas, das Sinn macht. Doch auf die bequemste Art und Weise. Dies herauszufinden ist ja gerade das Lustige beim Arbeiten.

-Kann das bedingungslose Grundeinkommen in Verbindung mit Nationalstaaten überhaupt funktionieren? Würde ein einzelnes Land das Grundeinkommen bedingungslos auszahlen, würde jeder dem dieses System nützte in dieses Land ziehen. Müsste der Staat das Grundeinkommen dann nicht auf Staatsbürger beschränken? Was wäre mit den Nicht-beteiligten Einwohnern eines Landes? Dadurch entstünde doch eine Klassengesellschaft?

Das ist eine schwierige Frage zu der praktische Antworten gefunden werden müssen. Sie zeigt auch, dass ein solches System nicht einfach mal im Kleinen begonnen werden kann sondern nur im grossen Rahmen Sinn macht. Das heisst, die nächste Aufgabe ist es, Modelle zu entwerfen und vorurteilslos theoretische Arbeit zu leisten. Und dann braucht es mutige Entscheidungen. Island wäre ein derzeit ein hervorragender Testfall. Oder man könnte hier in der Schweiz eine Volksabstimmung durchführen. Die Dimension der Entscheidung erinnert mich an Situationen im 19. Jahrhundert, den Moment, als die Sklaverei abgeschafft wurde. Das hatten wir schon länger nicht mehr.

-Würde das Einführen von Freiem Wissen einer Verpflichtung gleichkommen, alle Ideen immer allen preis zu geben?

„Eigentum“ ist kein Naturgesetz sondern ein Rechtstitel, d.h. eine kulturelle Erfindung. Die Frage ist also, welche Dinge „eigentumsfähig“ sein sollen. Das muss ständig neu definiert werden. Früher zählten zum Beispiel auch Menschen, also Sklaven zum Eigentum. Das wurde abgeschafft. Dafür wurden in den letzten Jahrzehnten Eigentumstitel auf biologische und physikalische Entdeckungen vergeben. Das ist neu und ich meine katastrophal. Diese Gebiete sind wirtschaftlich wesentlich relevanter als das Downloaden von Musik oder Software, aber weniger sichtbar.

-Das jetzige Urheberrechtsystem ist doch klasse: Jeder kann jede Idee freigeben, wenn er will. Darüber hinaus hat er die Freiheit, für sich zu reservieren, was ihm zusteht: Patente etc. Würde Ihr Vorschlag diese Möglichkeiten nehmen, wäre die Freiheit des Einzelnen geringer. Ist Ihr System unliberal?

So frei ist das gar nicht derzeit. Wer z.B. Mitglied bei der GEMA ist, darf nicht mehr unter Creativ Commons [einem flexibleren Urheberrechtssystem; d. Red.] veröffentlichen. Wer an der Universität oder in Firmen forscht, unterliegt strikten Regeln.

-Wer steht hinter der Idee der Kombination freien Wissens und des bedingungslosen Grundeinkommens und würden Sie davon profitieren?


Es ist nicht nur meine Idee. Am bedingungslosen Grundeinkommen und an Open Source arbeiten Viele seit langem. Ich setze mich einfach dafür ein, weil mir beides eine logische Lösung scheint, um eine nachhaltigere, lustvollere Welt zu schaffen, die auch unserer Technologie entspricht.

-Woran wird Ihre Idee scheitern?

So denke ich nicht.

-Wenn Sie für Freies Wissen sind: Gibt es ihr Buch dann kostenlos im Internet? Und darf jeder es einfach umschreiben und weiterverbreiten?

Downloaden klar. Aber gedruckte Bücher sind schöner zum Lesen. Den Text umschreiben? Nein. Aber die Ideen nehmen und selber weiterdenken – hoffentlich.

Kurztrip in die Vorhölle

Alle beneiden mich um einen Kurztrip. Ich war in der Vorhölle. Fast vor der Haustür schrien mir die Verdammten entgegen. Urlaub in der Heimat. Irre.

für "das Magazin" von Hannes Grassegger

Zu Fuss durch die Sahara oder 2000 Kilometer im Fischerboot auf dem Atlantik – Migranten sind Pioniere des Extremtourismus. Die Bilder der Afrikaner auf Fuerteventura gingen um die Welt. Nach dem Rausch der Ankunft folgt das nächste Level: Das Asylverfahren. Eine Reise über innere Grenzen.

Nun bietet Limbo Travels, eine „Agentur für Grenzerfahrungen“ Asyltourismus für Einheimische. Gefühlstourismus, den Trip in den Limbo, eine Reise in den Schwebezustand, verspricht der Veranstalter. „I’m in a Limbo“, sagt man auf Englisch, wenn man unentschieden ist. In der ewigen Schwebe zwischen Glück und Leid warten die schuldlos zu Schuld gekommenen im Limbus, dem von Dante Alighieri bereisten, äussersten Kreis der Hölle.

Ich wähle eine Schnuppertour. Vier Stunden, Zürich - Kloten retour. Ausgangspunkt ist der Wartesaal des Zwischendecks im Hauptbahnhof. Der Reiseführer heisst Matto Belmondo, ein Typ mit Piratenvisage und weissem Leinenanzug. Erst kassiert er mein Handy und eine Pauschale ein. Dann den Pass. Im Gegenzug gibt er ein Mobiltelefon mit Headset sowie einen visitenkartengrossen Passersatz aus. Das Papierstück trägt meinen Namen, mein Geburtsdatum, die Nationalität, sowie eine Nummer und ein Passbild.

In der S-Bahn nach Kloten testet der Reiseleiter den Audioguide. Ein Legionärsgesang läuft über unsere Kopfhörer. „Kameraden wir haben die Welt gesehen.“

Am Flughafen steigen wir aus. Das Guideprogramm steuert uns. „Die Rolltreppe hinauf, jetzt links, stehen bleiben. Sehen sie nach oben. Kameras. Weiter. Achtung. Polizei. Weiter.“
Wir gelangen in ein verstecktes, halbdunkles Gebetszimmer. „Irgendwo hinter dieser Wand“, flüstert unsere Kopfstimme, „befindet sich der ehemalige Andachtsraum des Transit. Jetzt aber wird der Raum benötigt. Für Asylbewerber im Schnellverfahren. Diese warten eingeschlossen im Transit auf ihre Ausschaffung. Dort bewegen sie sich frei zwischen den Reisenden und leben von Gutscheinen für Duty Free Shops.“

Plötzlich hat es unser Guide eilig. Wir rennen durch das Labyrinth, Türen öffnen sich, es wird hell, atemlos stehe ich im Freien. Ein Bus bringt uns ins Industriegebiet Glattbrugg. Linker Hand Bürogebäude, rechts ein Bauernhof, nebenan Wald. Peripherie statt Reiseziel.
Wir folgen Feldwegen, staken durch Gestrüpp und gelangen zu einem wuchtigen, sechsstöckigen Plattenbau mit hohen Stacheldrahtzäunen. Belmondo verliest die Spezifikation seines Reisekataloges. Der graue Klotz ist das Flughafengefängnis und wurde 1994 ursprünglich als Untersuchungsgefängnis konzipiert. Von 214 Plätzen dienen nun 106 zur Ausschaffungshaft, unterteilt in Einzel- und Dreierzellen. Unterschiedliche Ethnien können durch Gatter getrennt werden, 73 Mitarbeiter garantieren den Service für die als Klienten bezeichneten Ausländer. Ziel der Haft ist einzig die Bereithaltung für die Ausschaffung. Einfach Warten, solange das Verfahren eben läuft. Neun Monate dürften eigentlich nicht überschritten werden.
„Warten ist eine Schande in unserer Welt, Zeichen eines niedrigen Status und bewusste Zermürbungstaktik.“ kommt es aus unseren Kopfhörern.
Plötzlich dringen Schreie aus dem Bau. „Was macht ihr hier?“, ruft eine englische Stimme, „Das ist Babylon. Du kannst eingeschlossen werden für zwei, drei Jahre. Für nichts. Illegal. Es gibt kein Menschenrecht in der Schweiz.“ „Sie schubsen uns, fesseln uns, mit Gewalt. Das ist hässlich“ ruft ein Anderer. „Das kann ja nicht wahr sein, das ist schlimm. Wir überleben. Wir werden überleben.“ Ich denke an Dantes Reise, die Schreie der Verdammten. „12 Monate. Für nichts“ klagt die zweite Stimme. Dann ein heulendes Jammern. Ein sanfter Warnton erklingt und eine weibliche Stimme fordert uns auf weiterzugehen.**

Vorbei am Gefängnis zu einer angrenzenden Containersiedlung. Mein Guide räuspert sich. „Und jetzt wenden wir uns dem Rümlanger Spezialzentrum Rohr zu. Eine weitere Station für unsere Klienten. Beachten sie die Architektur. Minimal, funktional und temporär.“ Donnernd zieht ein Jet über uns hinweg. „Geniessen Sie den direkten Blick auf den Flughafen.“
Drei Trakte aus stählernen Schiffscontainern bilden ein Lager für Problemfälle unter den Asylsuchenden, etwa 50 Menschen die in irgendeiner Lücke des Asylverfahrens feststecken. Ausschaffung oder Glücksfall; räumlich unterteilt in Afrikaner, Araber und Leute aus der GUS. Ein einziger schaffte es einst von hier aus legal in die Schweiz, erzählt unser Audioguide.

Aus einem Fenster winkt uns ein Mann zu. Er lädt uns ein, hereinzukommen, doch eine Aufpasserin hält uns auf. Er fordert unsere Ausweise als Pfand. Erstaunt betrachtet der Angestellte unsere Ersatzpapiere, doch er nickt und lässt uns hinein.
Der Asylantenbehälter ist aufgeräumt, Putzpläne hängen an der Wand. Die Decken sind niedrig, Flugzeuglärm erschüttert das Provisorium. Unser Gastgeber Jonas* bittet uns in den Gemeinschaftsraum. Ein Tisch mit Sofaecke und Fernseher, ein Hiphop Video läuft. Er serviert Limbo-Spezialitäten, Nèscafé und Kochbananen. Sudan sei seine Heimat, er sei seit drei Jahren in der Schweiz im Verfahren. Er zeigt uns seine Identitätskarte, die genau aussieht wie mein Passersatz. Im Heim sei er neu. Es herrsche permanenter Ausnahmezustand. Alle seien gestresst, einige psychisch gestört. Die Kontrolle, die Ungewissheit, das ewige Warten. Hinter Jonas schleicht eine Frau vorbei. Die Einzige hier, flüstert er. Am schlimmsten sei das Dynamisierungsverfahren. Seit neuestem müssten abgewiesene Asylbewerber sich alle sieben Tage in Zürich immer wieder neu um eine Bleibe bewerben. Wohl damit man rastlos bleibe, vereinsame und aufgebe. Einige „7-Täger“ hätten Rayonverbot und dürften Zürich nicht betreten, für die Bewerbung müssten sie aber in die Stadt und machten sich somit kriminell. Qualvoll sei auch, dass man nicht arbeiten könne. Er habe 17,50 in Bar pro Woche, sonst nur Gutscheine. Man warte und warte, jeden Tag könnte man abgeholt werden, in der Heimat erwarte einige die Hölle.

Wir müssen weiter. Nur jede Stunde fährt hier wo, Fuchs und Hase sich Gute Nacht sagen, der Bus. Wir haben ihn verpasst. Ratlos stehen wir am Strassenrand.

Da hält ein Wagen, der Fahrer bietet an uns mitzunehmen. Auf der Fahrt unterhalten wir uns. Ich sei Tourist, erkläre ich. Auch er reise gerne, meint der Fahrer schmunzelnd, mehrmals im Jahr nach Asien. Gerade sei er wieder auf dem Sprung nach Bangkok. Mit Schweizer Pass hätte man sich früher sogar immer wieder etwas dazu verdienen können. Oft hätte er Angebote erhalten, Gratisflug und Aufenthalt inklusive. Man hätte nur mit Fremden gemeinsam durch die Passstellen der Flughäfen gemusst. Migranten mit gefälschten Papieren, die sich in Begleitung sicherer fühlten beim Grenzübertritt. Er sehe sich da eher als Helfer. Schliesslich dürfe jeder gehen, wohin er wolle. Das sei Menschenrecht.

An der Ecke Lang/Militärstrasse werden wir abgesetzt. Unser Guide muss dringend etwas erledigen. Er verschwindet. Wir warten. Auf unsre Pässe.


(Anmerkung: Dieser Text wurde im Herbst 2007 im Auftrag des Schweizer Magazin verfasst aber nicht abgedruckt. Merci Finn.)

*Offizielle Identität der Redaktion bekannt
** Video Mitschnitt geplant unter www.dasmagazin.ch

Kasten:

Der Reiseveranstalter, Schauspieler und Performancekünstler Andalus, 36, studierte Neue Medien in Zürich und Schauspiel in Bern. Als DJ heisst er Andaloop, als Tourguide Matto Belmondo. Limbo Travels entstand im Rahmen seiner Diplomarbeit an der HGKZ. Touren sind ab Oktober nur im Netz buchbar. Für den Limbo Man, einen Doppeltriathlon von Marokko nach Gibraltar würde Liniger gerne Ernesto Bertarelli als Sponsor gewinnen. Informationen unter www.limbolife.org

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